Haunter Records

Haunter Records ist ein 2013 von Daniele Guerrini und Francesco Birsa Alessandri zusammen mit einer weiteren Person gegründetes Plattenlabel aus Mailand. Nachdem sich das italienische Trio kurzzeitig dezimierte, hilft nun Federico Scudeler mit insbesondere der Grafik und der Website des Imprints aus. Bevor aber personelle Änderungen vor sich gingen, stand am Anfang dieselbe Erkenntnis: _»Wir alle verspürten den Drang uns in Antwort auf – oder in unserer Befangenheit von – den verwirrenden sozialen Umständen um uns herum auszudrücken.«_ Unter dem von der Post-Industrial-Band Coil geliehenen Motto »By working the soil we cultivate the sky« nahm Haunter seinen Anfang – nicht nur als Label, sondern auch als Veranstaltungsreihe im Macao, einem besetzten, selbstverwalteten Kulturzentrum in Mailand.

Dem Kollektiv geht es eigener Aussage zufolge darum, eine eigene Szene zu installieren, wo vorher wenig Vorzeigbares zu hören und zu sehen war. Überwiegend beschränkt sich der Output deshalb auf Projekte, in die zum Beispiel Guerrini involviert ist, wie etwa Heith und Cage Suburbia. Musikalisch jedoch zeigt sich – bis auf ein gewisser Punk-Esprit, der dem Label sehr am Herzen liegt – zumindest auf musikalischer Ebene keine wirkliche Gleichförmigkeit. Die irrwitzigen Modular-Synthesizer-Etüden eines Somec und die düster ratternden Industrial-Tracks des Schweizer [S S S S](http://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/3789/s-s-s-s) vereint vielleicht eine Haltung, auf demselben Label sind sie oberflächlich betrachtet zuerst nicht zu vermuten.

Haunter aber zelebriert eben genau das: musikalische Polyphonie vor ideologischem Gleichklang. Das Label widmet sich eigener Aussage nach »cracked electronics, irregular noise and post-structuralist dance music«. Moment mal, Post-Strukturalismus? _»Naja, das war ursprünglich eher ein Witz«_, heißt es dazu. _»Allerdings ist viel der Musik post-strukturalistisch in dem Sinne, als dass sie ihr eigenes Genre dekonstruiert. Sie verwendet das, was Gilles Deleuze die ›kleine Sprache‹ nannte: eine Art barbarischen Dialekt, der die offizielle Form von Kommunikation unterläuft. Es geht um den Zustand, fremd im eigenen Land zu sein, was wohl auf die meisten von uns veröffentlichten Acts zutrifft.«_ Eine abstrakt anmutende Erklärung, die sich jedoch mit Blick und Ohr auf die aufwändig gestalteten Tapes und Vinyl-Releases von Haunter schnell konkretisiert.

http://haunterrecords.com/