Review

Masabumi Kikuchi

Hanamichi

RedHook • 2021

Japanischer Jazz erlebt seit einiger Zeit ja ein Revival. Klassiker des 20. Jahrhunderts werden wiederentdeckt und neu aufgelegt. Was dem Nippon-Jazz von heute keinesfalls schadet. Selbst wenn er, wie im Fall des letzten Albums von Masabumi Kikuchi, postum erscheint. Der stilistisch vielseitige Pianist war im Sommer 2015 in New York gestorben. Anderthalb Jahre zuvor hatte er mit dem Produzenten Sun Chung, der kurz zuvor für das Label ECM zu arbeiten begonnen hatte, ebenfalls in New York, die Aufnahmen für »Hanamichi« gemacht. Fast acht Jahre später erscheint die Platte jetzt als erster Titel bei RedHook, Chungs neu gegründetem Label, für ECM ist er nicht mehr tätig. Dieser Abschied Masabumi Kikuchis als Auftakt für RedHook stimmt schon mal zuversichtlich, dass auch hier die von ECM bekannten hohen Produktionsstandards mit eigenem Ansatz beibehalten werden. Wenig Hall, dafür ein warmer Klang, der von sehr nah zu kommen scheint. Persönlich wirken die Interpretationen Kikuchis, der diesmal bis auf eine Ausnahme keine freien Improvisationen eingespielt hat, sondern bekanntere und unbekanntere Klassiker des Jazz-Repertoires. Ob in Gershwins »Summertime« oder dem gleich in zwei Versionen gelieferten »My Favorite Things« von Richard Rodgers, geht Kikuchi sehr frei an die Vorlagen heran, dehnt die Melodien oder wandelt sie fast bis zur Unkenntlichkeit ab. Die Stücke bekommen bei ihm etwas Inniges, fast Bekenntnishaftes, öffnen sich zugleich durch die frei schwebenden Harmonien und die immer kurz vor der Auflösung stehende Form. Stille impressionistische Wucht.