Review

Die Orsons

Das Chaos und die Ordnung

Island • 2012

Es ist der erste Tag im September 2012. Die Orsons haben soeben das Berliner St. Oberholz samt dem angrenzenden Rosenthaler Platz in ein Schlachtfeld aus Daunenfedern und Konfetti verwandelt. Fans und Hobby-A&Rs jubeln, das Ordnungsamt ist den Tränen nahe. Das Hypebarometer steht im roten Bereich und die Orsons sind im ganz großen Musikzirkus angekommen – Universal-Deal, addidas-Originals-Endorsement und Grönemeyer-Supporttour inklusive. Dementsprechend klingt auch die Platte, die an diesem Tag beworben werden soll. Denn »Das Chaos und die Ordnung« hat deutlich weniger vom HipHop-Sound der vorab erschienenen Juice EP «Jetzt». Stattdessen könnte man phrasendreschend sagen, dass die verspielten Elemente der vergangenen Alben zu Gunsten eines eingängigeren Sounds professionalisiert wurden. Könnte man. Doch entgegen der hämischen Vermutung mancher Echthalter, über deren Köpfen an dieser Stelle schon die neonfarbenen Reizwörter «Pop» und «Sellout» rotieren dürften, würde man der Platte damit nicht gerecht werden. Denn musikalisch geht das stark von Tua beeinflusste Album mal wieder ganz eigene Wege und klingt insgesamt größer und im besten Sinne des Wortes reifer als seine Vorgänger. Hooks zum Mitsingen können die Orsons ja schon immer, aber was Kaas dann auf «Für Immer Berlin» abliefert, ist echter Stadionrap, genauso wie das per Big-Band-Sound und – etwas holprig integriertem – Dubstep vertonte feel-good Movie «Übertreiben Baby». Und wenn es auf dem Maeckes-Song «Unperfekt» ein Wiedersehen mit der melancholischen Stimme des sympathischen Muskelbergs Rummelsnuff gibt, darf man auch mal ein bisschen traurig sein. »Das Chaos und die Ordnung« ist nicht das Schlagerrap-Ungetüm geworden, das in manchen Foren angesichts der ersten Single »Horst & Monika« befürchtet wurde. Stattdessen beweisen die Orsons auf diesem Album, dass auch für HipHop gilt, was der Kinderchor im gleichen Song bereits erkannt hat: »Alles ist möglich, wenn du willst«.