Review

Herr von Grau

Herrbst EP

Grautöne Records • 2012

Es gibt wahrlich Besseres, als über das Wetter zu reden. Ja, es wird Herbst und jeder Schreiber sollte sich vorsorglich auf die Finger hauen, bevor er diese Thematik als Einstieg wählt. Denn so mau das Wortspiel im Titel ihrer neuen EP auch ist, so sehr haben sich Herr von Grau wieder mal darauf verlegt, tiefer mit ihren Texten und Beats zu gehen – tiefer als Smalltalk, als die abwaschbaren Gesprächsfetzen und langweiligen Stoffe, über die sich auf den dreckigen und nassen Straßen alle beschweren. »Cola« pflückt mal eben durch das Stammtischgerede, nur um in seiner Hook zu proklamieren: »Ich kenne die Welt, ich habe sie im Fernsehen gesehen. Glaub mir, ich weiß, wie die Erde sich dreht.« Und obwohl Herr von Grau das nicht sonderlich subtil schnüren als Paket, bleibt die Ironie ziemlich fein. Auch »Kopf bis Fuß« lässt jedes Wort umsichtig auf den Beat sacken. Daneben steht bei dem Track auch das Instrumental ziemlich weit vorne. Ein Piano läuft zwischen dem Rhythmus, während die Lyrics mehr Kick und Snare fordern. »Herrbst« funktioniert als kleines Panorama von Melancholie und den grauen Zwischentönen im Leben, obwohl es ja eigentlich nur sechs Tracks und vier Instrumentals sind, die Herr von Grau gebaut haben. Das passt in der Tat perfekt zur aktuellen Jahreszeit – aber auch darüber hinaus.