Review

Morlockk Dilemma

Phantasm-o-rama

Spoken View • 2013

Der Trend geht ja zur Historienverwertung. Audio88s »Resteficken« und Hiobs »Fragmente« machten es vor. Und Morlockk Dilemma zieht mit. Wobei »Phantasm-o-rama« eigentlich nur die beiden Platten »Index Finest« und »Omnipotenz in D-Moll« endlich als vierfaches Vinyl unter die Menschen bringt und keine verschütteten Tracks oder vergriffene Mixtapes. Was es über diese beiden Alben noch an Worten zu verlieren gibt? Eigentlich nicht viel, denn jeder, der sich ein wenig für Deutschrap interessiert, dürfte wissen, was er vom Rapper aus Leipzig zu erwarten hat. »Du denkst Du hast mich durchschaut« zersäbelt seinen Gegner auf abartig gute Weise. »Der Zorn« gemeinsam mit The Artist Formerly Known As V-Mann zeigt das Spiel mit den menschlichen Emotionen, die Morlockk Dilemma zwischen bedeutungsschwanger und wahnsinnig mit Worten zeichnet. Beide Alben sind durchdrungen von Sarkasmus und der Lust an richtig krankem Scheiß. »Es scheint als wäre ein Fadenkreuz in meine Netzhaut gebrannt.« Der Anteil an Battle-Rap überwiegt hier im Vergleich zu Morlockk Dilemmas letzter Platte mit Dexter »Weihnachten im Elfenbeinturm«. Doch trotzdem gibt es auf »Phantasm-o-rama« die üblichen Nummern, in denen Dilemma die Wirklichkeit mit harten Worten anpackt, verdreht, drückt, verzieht und verzerrt. Der Flow, mit dem Dilemma die Buchstaben über die rauen, kantigen Beats schickt, ist dabei weiter unerreicht. Die Sounds liegen zwischen Oldschool-Ästhetik und Apokalypse. Von dem Glauben, dass alle Tiere sprechen können wie Tiffy und Samson, ist es hier nur ein Schritt weiter, bevor in »Fernsehjunk« das Endgerät die Beine in die Hand nimmt, um den Konsumenten zu verschlingen. Du weißt, was Du hier bekommst. Nämlich ziemlich anständig auf die Fresse.