Review

Der Plusmacher

BWL / Bordsteinwirtschaftslehre

hhv.de • 2013

Vor nicht allzu langer Zeit diagnostizierte der mediale Kanon dem hiesigen Gangsterrap einen Exitus durch markt-übersättigende Omnipräsenz. Dass es ziemlich genau zwei Jahre nach diesem todbringenden Break-Even in der Bundes-Rap-Publik vor Asphalt-affinen Ansagen wieder nur so wimmelt, ist v.a. der Azzlack-Achse und dem A.O.N-Umfeld zuzuschreiben. Chabos wissen es, Schwesta Ewa weiß es und Eko Fresh weiß es auch – deutscher Straßenrap feiert seinen zweiten Frühling auf 90er-Throwback-Instrumentals. Getreu dieser Faustformel arbeitet auch Der Plusmacher auf seiner Debüt-LP mit hallenden Horn-Breaks, scheppernden Snares und bulligen Basslines, die scheinbar direkt aus der Ära von »The Infamous« in den Mixdown von »BWL / Bordsteinwirtschaftslehre« transformiert wurden. »Nur der Stärkere überlebt/ Beton-Dschungel-Mentalität/ Alles kommt und geht wie Paket für Paket«, markiert der gebürtige Magdeburger bereits im Intro die Eckpfeiler seines Kleinkriminellen-Universums. Es geht um Geschäfte, dies, das, kennst ja. Stilsicher und absolut nicht humorlos, krankt das Werk dennoch an seinen eigenen Referenzen (die er mit Bushdios »Electrofaust« sogar neu-intrepretiert). Der Wahl-Berliner kann sich, trotz zahlreicher Bemühungen wie der kontinuierlichen Verwendung von BWL-Vokabular, nicht als Trademark etablieren. Das mag zum einen an seiner harmlosen Stimmfarbe liegen, zum anderen an seiner unauffälligen Delivery. So schmuggelt er sich auf den 17 Tracks trotz Talents leider nur in die undankbare Mittelmäßigkeit und hinterlässt den geneigten Rap-Freund mit der altbekannten Erkenntnis, dass es sich zu »Golden Era«-Beats am besten kopfnicken lässt.