Manches Mal wünsche ich mir, es gäbe innerhalb der Musikindustrie ein Reklamationswesen. Nicht weil ich ein Album wegen Minderqualität umtauschen will – was bei Daniel Avery auch nicht wirklich zutrifft. Vielmehr um Musik umzutauschen, die von vornherein falsch beschrieben wurde. In der normalen Produktindustrie dürfen die Werbetexte keine komplett falschen Erwartungen schüren. Insbesondere sind blanke Falschaussagen wie auch nicht nachweisbare Superlativen rechtlich belangbar. Daran sollten sich die Werbetexter der Musikindustrie ruhig orientieren. Denn was bei Daniel Avery geschürt wird – und sicherlich in vielen Reviews ihren Widerhall finden wird (denn Journalisten lieben Vorformuliertes; das macht das Leben so unendlich einfacher) – suggeriert Superlativen mittels ganz großen Namedroppings: Plastikman, Carl Craig, Referenzen zu My Bloody Valentine und NEU!! Wir reden hier neben dem Blueprint für Minimal Techno von Noise und Krautrock – und nicht zuletzt Avantgarde! Daniel Avery ist jedoch – wenn auch auf hohem Niveau – ein guter Handwerker. »Drone Logic« kommt ohne Drones, dafür aber mit ordentlich strukturiertem Techno der letzten 20 Jahre. Eine Menge Acid schwirrt da mit. Die Beats kommen und gehen im richtigen Moment. Die Melodiebreaks sind nach Uhrwerk gesetzt. Alles hohe Qualität also, wenn auch mit einigen Längen. Avery bleibt mit seinem Debütalbum dennoch nur Handwerker. Es ist ein Revell-Bausatz inklusive Farbvorlagen zur Kolorierung. Am Ende steht ein feinsäuberlich verklebtes Imitat eines Mercedes 300 SL vor uns, glänzend und in tiefer Farbtönung. Ein neues oder gar eigenständiges Auto ist das aber nicht.
Drone Logic