Review

Peter Beste & Lance Scott Walker

Houston Rap

Sinecure Books • 2013

Dieses Buch erscheint genau im richtigen Jahr. Vielleicht waren Houstons Einflüssen auf den musikalischen Mainstream nie so stark wie 2013. Von A$AP Rocky bis Miley Cyrus: Alle haben sie Refrains mit heruntergepitchten Stimmen und es würde einen nicht wundern, wenn auch Miley bald damit prahlt, Sprite in ihren codeinhaltigen Hustensaft zu schütten. Houston, die Stadt, aus der Sizzurp kommt, die Stadt, aus der Chopped & Screwed kommt. Und sonst? Mehr weiß ich nicht. So dürfte eine weit verbreitete Wahrnehmung aussehen. »Houston Rap« blickt hinter die Vorurteile, gräbt tief in der Rap-Gemeinde Houstons. Neun Jahre lang haben der Fotograf Peter Beste und Journalist Lance Scott Walker die Gemeinde dokumentiert. Herausgekommen ist ein 272 Seiten starkes Buch, das mit Stereotypen aufräumt und einen Einblick gewährt, wie vielseitig die Szene ist. Aber nur einen Einblick! Das jedenfalls behauptet Walkers Einleitung. Sie drückt aus mit welcher Sensibilität und welchem Respekt, die Macher ihr Projekt angingen. Beste und Walker betonen, dass sie nicht beanspruchen, die Houstoner Rap-Gemeinde endgültig ergründet zu haben. Aber sie sind ihr gerecht geworden. Weil sie sich über neun Jahre die Objektivität bewahrt haben, weil sie nach der Einleitung zurücktreten und die Stadt und ihre Menschen sprechen lassen. Die Bilder zeigen Schulkinder, Stripper, Geschäftsleute, Rapper. Und immer versuchen sie den Menschen zu zeigen. Vor allem bei den Rappern ist das eine Herausforderung. Aber gerade weil das nicht immer funktioniert, verdeutlicht »Houston Rap«, wie multidimensional die Akteure der Gemeinde sind: Man sieht einerseits Mike Jones wie er vor seinem Rolls Royce posiert, der von zwei Frauen gewaschen wird, und andererseits beobachtet man Z-Ro, wie er sein Müsli zubereitet. In Houston geht es um Autos, in Houston geht es um Sizzurp, in Houston geht es um Chopped&Screwed; das verleugnet das Buch gar nicht. Aber es geht eben auch um viel mehr. Und das betont das Buch. Es betont es, in dem die Menschen selbst zu Wort kommen. Alle reden sie; sie gewähren einen detaillierten Blick in die Geschichte von Rap aus Houston, in das Geschäft, in die Drogen, die Musik, die Viertel South Park, Fifth Ward und Third Ward, die Strip-Clubs. Alles. Und das informiert genauso gut, wie es unterhält. Wenn zum Beispiel Willie D von den Geto Boys erzählt wie ihn seine Mama mit den Worten »whoop his ass« zu Ärger-Suchenden vor die Tür schickte, oder Z-Ro davon berichtet, wie man in DJ Screws Haus eingesperrt war, nachdem Screw sich schlafen gelegt hatte. »They [Beste und Scott Walker] brought respect to the project and I really take my hat off to them for compiling a true sense of who we are, at our rawest and our realest.« Außenstehende müssen hier wirklich nicht reden. Bun B hat mit seinem Vorwort, woraus dieser Auszug stammt, bereits die beste Review geschrieben.