Review

Sookee

Lila Samt

Springstoff • 2014

Als Aushängeschild dessen, was gemeinhin mit »Zeckenrap« behashtagged wird, ist die queer-feministische Berlinerin Sookee inzwischen sieben Tonträger tief im Spiel und pflegt mit dem TickTickBoom-Kollektiv eine Herangehensweise an Hip Hop, die sich heutzutage fast oldschoolig liest: Aktivismus. Gegen Homophobie, Sexismus, Rassismus, Kapitalismus und für den Konsens eines sozialeren Miteinanders. Es gibt durchaus überschaubarere To-Do-Listen, wenn man ein Rapalbum angeht. Auf »Lila Samt« wimmelt es daher naturgemäß vor Huhn-Ei-Fragen, die diskutiert werden müssen – und in linksradikalen Kreisen sicher auch diskutiert werden – nur braucht man das auch noch in Rapform?! Die Antwort lautet: Manchmal. »If I Had A Dick« fällt mit seinem fiktiven Geschlechterrollentausch immerhin durch ein positives Augenzwinkern auf – politische Statements müssen nicht bierernst parolisiert werden. Doch Sookees Mission ist nun mal größer als Hip Hop und daher im Rahmen von 13 Anspielern zu knapp erfasst, wie sie auf »Who Owns Hip Hop?« selbst feststellt: »Meine Möglichkeit zu Handeln/ ist umschlossen von Handschellen«. Der Inhalt diktiert, hinzukommend, hier einfach zu oft die Form. Zwar wissen die Grime-, Drum’n’Bass- und Trapanleihen von LeijiONe oder Pitlab den Kopfnickermuskeln durchaus zu bezirzen und rein performativ muss sich Sookee nicht vor der von ihr so verachteten Hip Hop-Szene verstecken. Aber die inhaltliche Schwere wird auch mit der lässigsten Delivery nicht konsumierbarer. Allzu gerne wird bei Politrap darauf verwiesen, sich auf dem ursprünglichsten aller Hip Hop-Gedanken zu berufen – Rap als Medium der Stimmenlosen. Doch nur weil etwas oldschool ist, muss es nicht zwangsläufig gut sein.

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Sookee
Lila Samt
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