Review

Cro

Melodie

Chimperator Productions • 2014

Schrill-kreischende Teenager, beat-beschwipste Schwiegermütter oder ruinös-gestimmte Hardcore-Rap-Fans – mittlerweile hat jeder eine Meinung zur immer noch unbegreiflichen Erfolgsgeschichte um Carlo Waibel, jenem rappenden Panda-Ungetüm mit Goldesel-Gen. Zwei Jahre nach dem inzwischen fünffach vergoldetem Debüt »Raop« kehrt die leichtfüßge Hit-Maschine mit einer programmatisch-naiv betitelten LP namens »Melodie« zurück und belässt ziemlich genau alles beim Alten. Immer noch sing-sangt sich Cro nach bewährtem »Easy«-Going auf Liedern wie »Traum« oder »Jetzt« in die radio-freundliche Publikumsmitte aus joiz und ZDF-Fernsehgarten – wer hätte auch etwas anderes erwartet? Dennoch tut man Cro mit vorgefertigtem Anti-Pop Consortium-Urteil Unrecht, denn seine Hiphop-Sozialisation aus den frühen 00ern ist dieses mal deutlich hörbarer als noch auf »Raop«. »Bad Chick« huldigt Dres »What’s The Difference?«, »Never Cro Up« updatet Jiggas »Hard Knock Life« für die Generation Snapchat und »Erinnerung« läutet erste selbst-reflexive Soul-Bap-Töne zwischen all der unbeschwerten Peter-Pan-Poesie ein. Dennoch bäumen sich auch erste Anzeichen von Schlagkraftverlust auf, wenn der zehnte vorhersehbare Reim oder die x-te Singalong-Hook über das süße Leben im immer gleichen Stop-N-Go-Flow geträllert wird – auf Dauer kann die Sorglosigkeit Cros inhaltiche Defizite nicht mehr kaschieren. Das hier ist durchgestylt, beschwingt und dabei so simpel wie es nur ein Cro hinbekommen hätte. Doch im Grunde ist »Melodie« Musik für den Freizeitpark: Anfangs stürzt man noch begeistert durchs Konfettiland bis irgendwann der Freudentaumel in hektischen Stroboskop-Schwindel umschlägt und am Ende sucht man nur noch verzweifelt nach dem Ausgang.