Review

Keno

Paradajz Lost

Showdown / hhv.de • 2015

Wandelt Keno, ehemaliger MC der Crew Creme Fresh und Frontmann von Moop Mama, etwa auf Heavy Metal-Spuren? Nein, nix mit Paradise Lost, »Paradajz Lost« heißt sein Solo-Debüt. Bereits im Albumtitel macht er als klar, was ihm bzw. der Welt als seiner Heimat abhanden gekommen ist: Die Aussicht, die einst ein Paradies versprochen hat. Entsprechend zeigt er sich nachdenklich, er stellt Fragen, anstatt Antworten zu präsentieren. Er blickt hinter die Schatten dunkler Nischen, leuchtet kleine Facetten des Großen und Ganzen aus, wohlwissend, dass das der bessere Weg ist, um sich den großen Zusammenhängen anzunähern. Das klingt meist recht ernüchternd, bleibt aber insgesamt eher erbaulich. Ist ihm das Paradies also wirklich abhanden gekommen? Auch hier bietet Keno lieber andere Lesarten statt blinder Zustimmung. Denn Paradajz, das ist kroatisch und heißt Tomate. Sein Bedauern und seine Kritik gilt jenen, die Tomaten vor Augen haben und denen es an ihnen mangelt – und zwar auf zweierlei Weise: Zum einen mangelt es an Tomaten als Indiz für etwas Echtes, natürlich Gewachsenes. Zum anderen zum Schmeißen. Keno selbst wirft sie auf die leeren Verheißungen der digitalen Welt, auf Analogkäse und dem Steve seine Jobs. Musikalisch steht das Album dabei im Geiste des Anadolu Rock. Den nämlich brachte er von einer ausgedehnten Türkei-Reise mit. Producer Flying Pussyfoot bastelte aus dem orientalischen Samplematerial die boombappigen Beats für alle zehn Tracks. Dabei macht er bereits im Opener, dem Song »Backpacker« klar, worum es ihm geht: Ums Heraus- und Herumkommen. Was dabei herausgekommen ist? Gute Ansätze, bei denen die Vorsätze wahrscheinlich besser waren.