Review

X.Y.R

El Dorado EP

12th Isle • 2018

Ein Russe erträumt sich sein »El Dorado«: ist doch klar, dass das Ergebnis großartig wird. Man muss sich das nur mal vorstellen: ein Schlafzimmer in Sankt Petersburg, alte, analoge Synthesizer, eine Holzflöte, Spielzeug-Percussions, der Genosse, der sich X.Y.R. nennt und sich darin seine eigen Erzählung um den Mythos der Goldstadt vorspielt. Tolles Szenario, zwischen April und August 2014 auch in echt so gewesen. Das Ergebnis erschien ursprünglich auf Kassetten (25 davon), 12th Isle haben jetzt die für sie inspirierendsten Songs auf Platte gepresst. Da hier nicht die Zeit ist, um 25 Kassetten zu finden und durchzuhören, muss einfach so gesagt werden: die Auswahl ist gelungen. Jetzt wird es kurz kompliziert. Die Auswahl hat ursprünglich das Label Illuminated Path getroffen, um sie wiederum auch nur auf Kassette zu veröffentlichen. Jetzt eben selbe Auswahl, niceres Medium. Weiter im Text. »El Dorado« ist deswegen so gelungen, weil es heiß und kalt gleichzeitig ist. Die Synths geben der Musik den typischen Touch von trübem europäischen Ambient. Sie sind wie das Transportmittel in den Traum, den Traum, in dem die Decke plötzlich durchlässig wird und es tropisch hereintröpfelt und krabbelt. Man tut es ja sonst überall, da kann man es auch gerade hier noch tun: das Psych- vor das Muttergenre setzen. Psych-Ambient klingt wie eine hässliche Erfindung eines Musikjournalisten. Was es auch ist, was den Klang der Platte aber halt auch gut zusammenfasst. So wunderbar unhektische Musik, die trotzdem ganz schnell sein Ziel erreicht: das Anderswo, das nicht existiert.

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XYR
El Dorado EP
ab 14.99€