fLako – »Mir gefiel die Idee der Reinkarnation«

14.11.2011
Spätestens mit seinem letzten Album, __The Mesektet__, wird deutlich, dass fLako nicht künstlerisch stehen bleibt. Stattdessen erfindet er sich immer wieder neu. Seine neueste EP __Carving Away The Clay__ ist ein weiteres Zeugnis des Werdens.

Wenn man an die kontinentaleuropäische Beat Szene denkt, fallen einem viele Namen ein. Einer davon ist fLako – dicker Bass, tighte Samples und ein Groove der seinesgleichen sucht, zeichnen seine Produktionen aus. Das Sounddesign ist von Perfektion geprägt. Bekannt wurde er durch seine Remixes – 2008 lieferte er mit seinem Remix für Vortex Cookies auf Up My Alley den Club Banger des Jahres ab. Mittlerweile lebt der in Deutschland aufgewachsene Produzent in London und hat sich nach der Erscheinung seines Albums The Mesektet in der ersten Jahreshälfte zu neuen musikalischen Ufern aufgemacht.

Du hast chilenische Wurzeln, beeinflusste dich das auch musikalisch?
fLako: Ich bin eigentlich richtiger Deutscher, bin in Deutschland aufgewachsen, zur Schule gegangen. Mein südamerikanischer Einfluss kommt von meinem Vater, der zu Hause Musik spielte. Vor allem lateinamerikanische Musik, was mich inspirierte. Ich liebe immer noch Salsa und Cumbia und höre es auch sehr viel. Ich weiß nicht, ob man diesen Einfluss in meiner Musik hören kann. Das ist immer noch ein großer Teil von mir als Musiker.

Wie fing es bei dir an mit dem Musikmachen?
fLako: Ich begann mit klassischer Gitarre, sie ist mein erstes Instrument. Das kommt auch von der Seite meines Vaters. Er spielte Gitarre und ich denke ich war einfach an dem Instrument interessiert, nur dadurch, dass ich meinem Vater beim spielen zuhörte. Das habe ich dann auch ordentlich gelernt. Ab diesem Zeitpunkt spielte ich mit Bands – ein klassischer Weg in die Musik quasi. Eines Tages entdeckte ich Hip Hop. Ich hörte einfach nur Sachen aus der Sammlung eines Freundes, es interessierte mich sehr und ich mochte es wirklich. Natürlich hat mich etwas fasziniert an den Instrumentals und wie man Samples schneidet. Ich fragte mich immer, wie sie das machen und versuchte es herauszufinden. Dabei habe ich mein Wissen und mein Interesse dafür entwickelt.

War der Weg vom Instrument zur Sample-basierten Musik schwer?
fLako: Für mich war es mehr ein nahtloser Übergang. Ich begann damit meine eigenen Sachen aufzunehmen, versuchte mich mit dem Equipment vertraut zu machen, beim Gitarre aufnehmen, Schlagzeug und Perkussion Instrumente und was weiß ich nicht alles. In der Folge kamen dann Elemente des Turntables dazu. Ab einem gewissen Punkt blieb die Gitarre auf der Strecke. Aber vor kurzem habe ich diesen Zugang wieder für mich entdeckt – Singen und Songs schreiben.

Es gibt diesen einen Song, mit der männlichen Stimme I Want You… Bist das du?
fLako: Ja, das bin ich, singend. Es macht mir wirklich Spaß zu singen, aber ich war ein wenig scheu bei der Sache – also verwendete ich einen anderen Namen. Einfach um eine klare Trennung zwischen dem was ich als Produzent mache und instrumentaler Musik. Das ist für mich ein weiterer Weg, ein weiterer Zugang.

Also bist du Dirg Gerner…
fLako: Ja, das bin ich. Ich versuche das auch weiterzuentwickeln.

»Ich wollte einfach ausdrücken, dass das Musik ist, die ich damals gemacht habe. Jetzt bin ich woanders.«

fLako
Du arbeitest quasi mit dir selbst zusammen…
fLako: Ja, es ist ein wenig schizophren, nicht? (lacht) Ich hab keine gespaltene Persönlichkeit. Es ist ein wenig wie mit MF Doom – die Musik und die Maske. Wenn man Musik unter verschiedenen Namen macht, hilft es, den Output zu kanalisieren. Das macht es leichter ganz persönliche Dinge zu verarbeiten und dabei nicht seinen Namen verwenden zu müssen. Ich habe immer noch Scheu davor.

Wenn du dich also vor deinen Drum Computer setzt, was suchst du da im Beat?
fLako: Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage, weil mein Zugang darin besteht, etwas zu finden, das sich gut anfühlt und gut klingt. Ich denke ich nehme ganz natürlich meine Einflüsse auf und versuche mich an das anzunähern, was ich kenne. Natürlich sind der Produzent, der mir gefällt und ich, zwei verschiedene Personen. Manchmal habe ich einen Track vor mir und ich bin total weg von der Qualität – ich möchte dann etwas Ähnliches machen. Das kann ich aber nicht, und das ist gut so. Auf dem Weg finde ich meine eigene Art. Ich habe immer etwas im Kopf – wo ich hin möchte. Das Ergebnis ist etwas, das am Weg dorthin passiert.

Du hast bei einer Filmproduktion mitgearbeitet. Hat dir das geholfen?
fLako: Es hat mir auf jeden Fall geholfen die technische Seite zu verstehen. Ich habe gelernt wie man Kompressoren und Effekte verwendet, und auch mit Leuten zu arbeiten. Stimme und Musik für Filme aufzunehmen – besonders der technische Aspekt. Das war wirklich interessant und bracht mich weiter.

Dein Album The Mesektet – im Pressetext stand das es ein Ende einer Ära markiert. Was heißt das für dich?
fLako: Die Musik, die du auf dem Album hören kannst, ist ein paar Jahre alt. Ich glaube, ich bin schon weit weg von dem. Ich wollte einfach ausdrücken, dass das Musik ist, die ich damals gemacht habe. Jetzt bin ich woanders.

The Mesektet hat auch eine mythologische Bedeutung. Wie bist du drauf gekommen?
fLako: Ja, ich hatte ein Gespräch mit Alexander Nut – der startete gerade sein Label Ho Tep, und »Ho Tep« ist einer der Könige aus dem alten Ägypten. Das hat mich inspiriert, ein wenig darüber zu lesen. So habe ich das »Mesektet« gefunden. Mir gefiel die Idee der Reinkarnation – sich jeden Tag neu zu erfinden.