Review

Sylvia

Sweet Stuff

WeWatnSounds • 2021

Schwer zu sagen, was aus Hip-Hop ohne Sylvia Robinson geworden wäre. Sicher hingegen ist, dass auf ihrem Label Sugarhill Records mit »Rapper’s Delight« und »The Message« zwei der ersten Welthits des Genres erschienen sind. Vor ihrer Rolle als Geburtshelferin des Hip-Hop hatte Sylvia eine eigene Karriere als Recording Artist: 1936 in New York als Sylvia Vanterpool geboren, entstanden Anfang der Fünfziger einige Aufnahmen unter dem Namen Little Sylvia, bevor sie 1956 mit Mickey Baker als Mickey & Sylvia den Hit »Love Is Strange« landen konnte. Spätestens seit Mitte der Sechziger betätigte Sylvia Robinson sich auch als Produzentin, mit der Gründung von All Platinum Records folgte 1968 das erste eigene Label, wenig später ergänzt durch Stang Records und Vibration. Dort erschien 1975 auch das zweite ihrer vier Alben, die lediglich ihren Vornamen tragen. »Sweet Stuff« mag ein wenig im Schatten ihres Debüts »Pillow Talk« stehen, ist aber aus heutiger Warte ein rundes, souveränes Siebziger-Soul-Album. Robinson präsentiert sich als smoothe, selbstbewusste Verführerin, erotisches Knistern in der Stimme gehört zu ihrer Grundausstattung. Am vordergründigsten natürlich in ihrer Coverversion von Serge Gainsbourgs »Je t’aime«, dem sie mit Ralfi Pagan, der mit Platten auf Fania auf sich aufmerksam gemacht hatte, einen Latin-Soul-Touch verpasst, der auch an anderen Stellen von »Sweet Stuff« als Akzent spürbar wird. Weniger Hit-Collection als Autorenalbum, stechen dennoch einige Songs heraus, am bemerkenswertesten der wohltemperierte Funk der grandiosen »Private Performance«, das ziemlich genau zwischen Quiet Storm und Disco, also den beiden Genres, die sich von hier aus entwickeln sollten, situiert ist. Mellow und funky auch das mit dem Vocal-Trio The Moments aufgenommene »Sho Nuff Boogie«. Tolle Nebensache: das völlig überraschende Gitarrensolo im Outro von »Next Time That I See You«.