Review

Katie Gately

Color

Tri Angle Records • 2016

Klänge sammeln ist ein bisschen wie Trüffel suchen. Man weiß nie genau, wo man auf den großen Fund stoßen wird. Doch während einem beim Trüffelsuchen immerhin die Trüffelschweine zur Seite stehen, ist man bei der Geräuschsuche ganz auf die eigenen Ohren angewiesen. Oder auf Freunde, die von dieser Leidenschaft wissen und schon mal Bescheid sagen, wenn sie einem bemerkenswerten Laut innerhalb der eigenen vier Wände begegnen. Als Sound Editor für Filme ist Katie Gately wohnhaft in Los Angeles, den Umgang mit unterschiedlichsten Klangquellen von Berufs wegen gewohnt. Inzwischen macht sie daraus auch Musik. Allerdings hat sie auf »Color« keine abstrakten Field Recording-Collagen versammelt, sondern handfeste Songs, getragen von ihrer durchaus melodiefesten Stimme. Selbst wenn sie von sich selbst als Nicht-Musikerin sprechen mag, versteht sie vom Musikmachen im engeren Sinn eine ganze Menge. Und davon, wie man scheinbar chaotische Sounds und – teils kräftig elektronisch bearbeiteten – Gesang in das richtige Mischungsverhältnis bringt, um weder beliebig noch hausbacken-konventionell zu klingen. Ihre Songs sind auf rumpelig-wüste Weise eingängig, und darin liegt ihre große Stärke. Und in der kaum kontrollierten Energie, die sie auf wundersame Weise zu bündeln versteht. Aber mit dem Feuer mussten die Menschen ja auch erst einmal umgehen lernen.