Bad Jazz Troupe – Für Schandtaten bereit

18.01.2011
Foto:Jazz&Milk Recordings
Christoph Doepke und Jerker Kluge haben sich zusammengefunden, um einfach ihren Vorlieben nachzugehen. Dieses Sich-Treibenlassen hat durchaus Charme, wie man auf ihrer Debüt-EP nachhören kann.

Das Beste aus allen Zeiten. Eine Symbiose aus analog und digital. So könnte man die Bad Jazz Troupe beschreiben. Aus den Mündern der zwei Self-Made-Men Christoph Doepke (Dusty) und Jerker Kluge klingt das dann so: »Fela Kuti, Herbie Hancock, James Brown und DJ Shadow schwängern alle die gleiche Frau. Die zwölf geborenen Kinder gründen eine Band und nennen sich: Bad Jazz Troupe.« Nach dem DJ Dusty, Labelchef von Jazz&Milk Records, einen Remix für einen Song von The Boogoos machte, den Jerker Kluge komponierte, haben sich die beiden Münchner entschlossen, gemeinsame Sache zu machen und »in einem neuen Projekt live gespielten Afrobeat, Funk und Jazz mit elektronischen Produktionen zu fusionieren.« Herausgekommen ist zunächst die EP Looking For Jupiter. Deren Besonderheit: Auf der A-Seite befinden sich Dustys nachbearbeitete Reworks, auf der B-Seite dagegen die originalen, live eingespielten Studioaufnahmen. »Im Endeffekt war die erste Studioaufnahme für die Platte eine große Jam-Session aus befreundeten Musikern, die sich schon lange kennen. Weniges auf den Tracks war arrangiert, bis auf die Basslines und die Bläsersätze.« So auch bei Live-Auftritten der Bad Jazz Troupe, bei denen sich Dusty und Jerker Kluge mit noch drei weiteren Musikern die Bühne teilen. Bassist Jerker Kluge sorgt für den nötigen Druck, Dusty ist neben Kleinpercussion noch mit Ableton Live und Midi-Keyboard bewaffnet und ersetzt »somit den Drummer durch druckvolle und perkussive Beats. Dadurch hebt sich der Sound alleine akustisch bereits von regulären Bands ab und erzeugt schnell eine tanzbare Stimmung.« Und diese klingt jedes Mal verschieden, denn: »Neben einigen fixen Arrangements und Bläsersätzen, basieren nahezu alle Tracks auf einem Groove, den Jerker Kluge mit der Bassline vorgibt. Alles andere ist sehr viel Improvisation und spontane Interaktion untereinander.«

»Das Musikmachen an sich wird immer unsozialer. Nichtsdestotrotz sind Krisenzeiten auch immer Nährboden für kreatives Schaffen und ich sehe darin eine Herausforderung sich mehr denn je auf qualitative Inhalte zu konzentrieren und sich musikalisch selbst zu verwirklichen anstatt Trends hinterherzulaufen.

Christoph Doepke
Rettet das Vinyl
Den »großen Respekt vor Jazzmusikern, die Ihr Handwerk beherrschen, sich jedoch nicht in eine Schublade stecken lassen und neues ausprobieren« merkt man den Tracks am Ende nicht mehr an. Dusty schafft es, das sieht auch Jerker so, »den aufgenommenen Tracks, mit seiner Produktions- und Remix-Arbeit, einen neuen und ganz eigenen Sound zu verleihen.« Denn er »ist ein großartiger DJ und schöpft aus dieser Erfahrung, was seine Produktionen extrem tanzbar und groovig macht« außerdem teilen die beiden laut eigenen Aussagen »eine große stilistische Offenheit«. Eine Offenheit, die sich mit jedem weiteren Bad Jazz Troupe-Release entfalten wird. Bei Looking For Jupiter war die Grundlage »unverkennbar Afrobeat, der sich in den Bläsersätzen, als auch den perkussiven Elementen wiederspiegelt.« Das heißt, die Bad Jazz Troupe ist vergleichbar mit Dustys verehrten Jazzern: Sie lässt sich nicht einem Genre zuweisen, sondern probiert stets Neues aus, improvisiert und interagiert. Jerker für seinen Teil hat vor zu seinem Wort zustehen: »Wir werden auf jeden Fall viele weitere EPs und Alben produzieren, das Projekt steht für unsere Herangehensweise, nicht für einen bestimmten Sound.« Dusty bestätigt dies und setzt noch einen drauf: »Vielleicht wird die nächste Aufnahme jedoch mehr Latin- oder Jazz-Einflüße haben. So ganz wissen wir dass auch noch nicht und das ist ganz gut so«. Die anstehende LP wird sich »wie schon die EP, der Fusion aus Afrobeat und Funk widmen, wobei die eine Hälfte live, die andere produziert sein wird.« Ein Angriff also auf die eingerostete, sich immer wieder selber kopierende Musikindustrie: »Nie war die Aufmerksamkeit für Musik schnelllebiger und beliebiger als heute. Vor allem wird das Musikmachen an sich immer unsozialer, aufgrund von computerbasierten Produktionen und digitaler Verbreitung im Internet. Nichtsdestotrotz sind Krisenzeiten auch immer Nährboden für kreatives Schaffen und ich sehe darin eine Herausforderung sich mehr denn je auf qualitative Inhalte zu konzentrieren und sich musikalisch selbst zu verwirklichen anstatt Trends hinterherzulaufen – anders wird man heutzutage auch gar nicht mehr wahrgenommen!«