Crumb existieren erst seit ein paar Jahren und gelten schon als Nachfolger von Tame Impala. 2015 habe man sich an der Tufts University getroffen – eines der besten Colleges der USA. Lila Ramani schrieb Gedichte in der High School und am Campus erste Demos für Songs. Brian Aronow, Jesse Brotter und Jonathan Gilad lauschten Black Sabbath und Pink Floyd. Als Zimmernachbarn teilten sie ihre Playlists auf Spotify. Aus vier College-Kids wurden Crumb. Erste EPs erschienen auf kleinen Labels, die Band spielte in Bars um Boston. Im Sound schimmerten Palmen, Sonnenuntergänge und Pastellfarben durch. Als 2019 ihre Debütplatte »Jinx« erschien, gelang Crumb der Durchbruch. Festival-Auftritte in Europa folgten. Am College arbeitete man an neuen Songs. Ihr Stil mäandert wie die Ausläufer des Rheins. Nichts ist starr, nichts bleibt fix. Der Sound von Crumb ist wie ein Set aus Aquarellfarben als psychedelischer Trip, den man nicht festhalten kann; der sich aus den Augen gießt und in die Ohren wandert. Als »Zeitstempel« bezeichnen Crumb ihre Songs, wenn sie auf Platten gepresst werden. »Es ist danach nicht vorbei, sie verändern sich weiter«, sagt Lila Ramani zu Loud & Quiet Kein Wunder, dass sich die Band für ihr zweites Album mit Wasser beschäftigt hat. Flüssig im Denken zu sein, starre Denkmuster auszuspülen, den Geist floaten zu lassen – wenn Crumb von »Ice Melt« sprechen, plätschert im Hintergrund ein Wasserfall. Für die zweite Platte habe man viel herumexperimentiert. Nicht nur am Sound. »Einmal nahmen wir ein Mikrofon, stülpten ein Kondom drüber und steckten es in einen mit Wasser gefüllten Eimer«, sagt Bassist Jesse Brotter in einem Interview mit dem Rolling Stone »Als wir aufnahmen, erhielten wir einen Unterwassereffekt, den man mit der ursprünglichen Klangquelle mischen konnte.« »Ice Melt« ist ein Kind der 2020er, der Stil ein Zeugnis der eigenen Kindheit. Als hätte man MGMT und Connan Mockasin im Bälleparadies vergessen, werfen Crumb mit leuchtenden Farben, verschmieren sie – und basteln eine Platte, die ihre Gestalt verändert. Immer und immer wieder. Welche Musik die Band geformt hat, erzählen sie uns hier und heute.
Jenn Wasner wählt 10 Platten, die sie geformt, gebessert und gebildet haben
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