Zuweilen ist zwar auch kommerziell erfolgreiche Musik intelligent, aber meistens verwandelt sich ihre Verkopftheit spätestens mit dem Durchbruch der Macher in langweilige, selbstreferenzielle Introspektion. Bemerkenswert also, dass Jenn Wasner eine Dekade nach »Civilian« dem Siegeszug ihrer Band [Wye Oak](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/796/wye-oak,) mit ihrem Soloprojekt Flock of Dimes gerade ihr persönlichstes und zugleich substanziell weitreichendstes Album vorgelegt hat: »Head Of Roses« schafft es sowohl, ein nicht-banales Country-Pop-Album zu sein, als auch von Liebeskummer zu erzählen, ohne sich in Selbstbezüglichkeiten zu verlieren. Ihr Händchen für Komplexität hat die Multiinstrumentalistin aber schon viel früher unter Beweis gestellt. Jennifer Lynn Wasner, 1986 in Baltimore geboren, gründete bereits in der High School gemeinsam mit Andy Stack das Duo, das später Wye Oak wurde, und das fortan musikindustrielle To-Do-Listen und simplifizierte Erfolgsrezepte munter ignorierte. Nach dem Durchbruch griffen die beiden etwa unverhofft zu neuen Instrumenten, um ihre gitarrenmusikbeseelten Folk-Rock-Fans auf den Folgealben mit tanzbarem, aber verqueren Shoegaze aus der Komfortzone zu schieben. »I know my place / It‘s a place I‘ve never been though« textete Wasner hellsichtig mit Anfang 20. An ihrem Platz, das hört man, ist sie immer noch nicht – zu unser aller Glück. Auf eindringliche Weise beschreibt sie ihn so nämlich ex negativo, durch eine Art Ausschlussverfahren, in der immer neuen Erkundung anderer musikalischer Plätze. Seien es der synthgetriebene Disco-RnB mit Bandprojekt Nummer 3, Dungeonesse, oder ihre zahlreichen Nebenengagements (u.a. bei Sharon van Etten und Bon Iver): in Sachen Experimentierfreudigkeit übertrifft sich die selbsternannte Perfektionistin immer wieder selbst, ihre Kollaborationen sind so vielfältig wie ihre Einflüsse. »It takes courage to believe in chaos« sei das Motto von Wye Oak, das hat Wasner dem Interview Magazine erzählt. Und weil es mindestens sehr viel Mut braucht, intersubjektive Zugänge zum eigenen Ego-Wirrwarr zu bauen, die auch noch verdammt cool und ausgeklügelt klingen, kann der Spruch auch gut und gerne als Slogan für die Musikerin Jenn Wasner herhalten.







