Dillon – Live am 21.4. im Markgrafentheater in Erlangen

24.04.2014
Foto:Björn Bischoff / © hhv.de mag
Entgegen der Ankündigung, dass sie sich auf »The Unknown« bewusst für das Vage entschieden hat, ist es auf der Bühne des Markgrafentheaters in Erlangen noch einmal eine andere Sache, wenn Dillon dort in Person steht, singt, spielt.

Nebel zieht auf; der alte Trick fürs Theater, die Kulisse für den Gott aus der Maschine. Dominique Dillon de Byington steht im Hintergrund, fast am Rand, dabei gibt sie die Hauptrolle an diesem Abend. Entgegen der Ankündigung, dass sie sich auf ihrem Album sehr bewusst für das Vage entschieden hat, um Interpretationsraum zu liefern, ist es auf der Bühne des Markgrafentheaters in Erlangen noch einmal eine andere Sache, wenn die Sängerin dort in Person steht, singt, spielt. Die Schwaden umgeben sie mehr und mehr, teilweise scheint sich Dillon hinter ihnen aufzulösen, während sich ihr Sound aufbaut über das gesamte Set hinweg.

Es drückt die SPEX-Jugend in die Sessel des Theaters, als Dillon aus »The Unknown« den Beat wie ein Monstrum aus den Boxen drückt. Die Ansage, dass sie mit Band kommt, sowieso ein Euphemismus, denn neben ihr steht ein weiterer junger Mann auf der Bühne, in gebührendem Abstand an Laptop und Drum Machine. Vorher bietet Dillon Songs zur Selbstauflösung, in diesem Moment wächst sie über sich hinaus. Das Licht wird angeschmissen, natürlich nur von hintern, so dass Dillon stets im Gegenlicht steht. Selbst bei »Tip Tapping« wo sie das Publikum zum Mitsingen auffordert, bleibt sie eine diffuse Gestalt, die aus der Zwischenwelt handelt und spricht. Viel Kommunikation mit den Menschen vor der Bühne gibt es sowieso nicht an diesem Abend. Musik spricht für sich. Und die von Dillon sowieso. Erst lockt sie in den Sog ihres Sound, lässt den Hörer baumeln, vornehmlich mit den Songs ihres zweiten Albums.

Dann am Ende taumelt der eigene Geist, fürchtet sich vor den Wolken, in denen sich unheilvolle Gestalten abzeichnen. Dillon setzt noch einmal an. »The closer I got, the less I could feel / The louder it got, the more it seemed real«. Der Beat verabschiedet sich von den Strukturen der Klassik, tritt aus dem Hintergrund nach vorne. Dillon spricht ihr Mantra wieder und wieder über dieses elektrische Wüten, das sich in den Nebel einpeitscht. Fratzen verziehen sich leidend aus dieser Welt, lösen sich auf, verschwinden wieder in die Welt der Träume. Da hinter Dillon als Beschwörerin: »I had witnessed a rarity.« Ihre Stimme passt einfach perfekt an diesem Abend, zu diesem Ort, zu dieser Bühne, die nur durch Licht und ihrer Musik sich öffnet und einen Blick in die Tiefe gibt. Als der Nebel sich verzieht, kommt sie mit ihrem Begleiter nach vorne, blinzelt schüchtern in das Licht und verbeugt sich für den Applaus. Mit der Hand schirmt sie ihr Gesicht ab und schaut in die Reihen vor sich. Nicht wieder in der Büchse, sondern in den Köpfen der Menschen: Die Geister, die sie rief. Kein Trick, keine Illusion, sondern wunderschöne Kunst, die für eineinhalb Stunden die Welt von den Brettern hebt, die sie bedeuten.