Label Watch: Nø Førmat!

28.05.2025

Nø Førmat! trotzt seit 20 Jahren der Logik der Musikindustrie – mit Folk, Klassik und afrikanischen Kollaborationen jenseits von Trends. Gründer Laurent Bizot setzt auf künstlerische Integrität statt auf Algorithmen. Seine Antwort auf AI-Musik: echte, menschliche Ko-Kreation.

In einer Zeit vor Streaming-Plattformen, als das Musikgeschäft noch völlig anders funktionierte, wurde Laurent Bizot die Herangehensweise vieler Labels zunehmend unerträglich. Ihr Fokus lag nicht mehr auf der künstlerischen Qualität, sondern allein auf Zahlen. »Wenn die Musik nicht auf diese Marketing-Kriterien kalibriert war«, erzählt er im Interview, » dann wurde sie nicht veröffentlicht«.

So reifte in ihm die Idee, ein anderes Label zu gründen, das ein eklektisches Spektrum an Musik veröffentlichen und eine Community gleichgesinnter Hörer:innen erreichen sollte. Es sollte, so Bizot, »ein schöner Ort für zeitlose Musik« sein. Inspiriert von Naomi Kleins No Logo, das sich kritisch mit Konsumkultur auseinandersetzt, kombinierte er dessen Titel mit dem Wort »Format« – als Gegenreaktion auf Begriffe wie »Radioformat« oder »TV-Format«, die in der Industrie gängig waren.

Der Name, wie vieles bei Nø Førmat!, entstand organisch und wurde schnell zum Programm. Über die Jahre hinweg bot das Label eine Plattform für alles von melancholischem Folk über zeitgenössische Klassik und afrikanische Musik bis hin zu Jazz – immer mit dem Ziel, »von einem künstlerischen Vorschlag überrascht und begeistert zu werden«. Diese kompromisslose Haltung führte Nø Førmat! durch zwei turbulente Jahrzehnte Musikgeschichte.

Der Startschuss fiel im April 2004 mit einem vielfältigen Line-up, darunter ein nahezu a cappella gehaltenes Album von Totobonalokua, eine laute, abrasive Veröffentlichung der Post-Black-Metal-Band Le Dogme de VI Jours und später im selben Jahr das Piano-Solo-Album von Chilly Gonzales, das zum Überraschungserfolg wurde – ein Triumph der Authentizität über kommerzielle Konventionen.

Musik als menschlicher Ausdruck

Neben der stilistischen Vielfalt und dem Engagement für Integrität ist Kollaboration ein weiteres Markenzeichen von Nø Førmat!. Rund zwei Drittel der Katalogveröffentlichungen sind Gemeinschaftsprojekte – oft zwischen westlichen Künstler:innen und Musiker:innen anderer Traditionen. Besonders enge Verbindungen pflegt das Label zur afrikanischen Musik. So erschienen Werke der »Goldenen Stimme Afrikas« Salif Keita und des Kora-Meisters Ballaké Sissoko. Letzterer erschuf gemeinsam mit Vincent Segal eines der bekanntesten Projekte des Labels. Die kulturelle Vielfalt in Paris bietet dafür den idealen Nährboden: »Paris ist eine sehr afrikanische Stadt, geschichtlich und durch Migration mit Afrika verbunden – ideale Voraussetzungen für Begegnungen zwischen afrikanischen und europäischen Musiker:innen«.

Nø Førmat! hat sich über die Jahre weiterentwickelt, ohne seine Prinzipien aufzugeben. Es wurde zur Heimat abenteuerlicher Musik, die oft an den Schnittstellen kultureller Räume entsteht. Die musikalische Vielfalt wird durch ein einheitliches visuelles Erscheinungsbild zusammengehalten. Bizot war es wichtig, mit dem Künstler Jérôme Witz eine konsistente »visuelle Identität« zu entwickeln. Das Ergebnis: weiße Hintergründe, individuelle Typografie, ein klar wiedererkennbares Layout. Ein Nø Førmat!-Cover erkennt man sofort.

»Paris ist eine sehr afrikanische Stadt. Durch Geschichte und Einwanderung ist sie mit Afrika verbunden, sodass ganz natürlich Begegnungen zwischen afrikanischen und europäischen Musikern entstehen.«

Laurent Bizot

Während andere Labels auf bestimmte Genres oder Szenen setzen, strebt Bizot bewusst ein breites Spektrum an – und findet damit ein offenes Publikum, das seine Leidenschaft für Authentizität teilt. Zwar hat das Label viele Branchenumbrüche überlebt, doch Bizot sieht die nächste große Herausforderung bereits kommen: AI-generierte Musik. Seine Antwort darauf? Dasselbe Prinzip, das ihn schon immer antrieb: echte, unvorhersehbare, menschliche Ko-Kreation.

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