Was ist die Definition von Licht? Das elektromagnetische Spektrum und Wellenlängen machen es auf dem Papier verständlich, doch die Wahrheit der Dinge ist weitaus abstrakter und komplizierter. Und trotzdem liegt sie auf dem Papier. Hendrik Weber, der hinter Pantha Du Prince steckt, hat sich mit The Bell Laboratory zusammengeschlossen und veröffentlicht »Elements Of Light«, eine Platte, die in der Theorie schwerer wiegt, als es ihr federleichter Sound aus Beats und Glockenklang vermuten lässt.
»Es war ein langer Prozess, bis wir das Bell Laboratory als Idee formiert hatten. Ausgangspunkt war ein akustischer Moment in Oslo, als das Carillon des Rathauses erklang, der gemeinsam erlebt wurde und aus dem sich alles Weitere entwickelt hat«, sagt Hendrik Weber. An der Entwicklung der Kompositionen war neben Weber noch der norwegische Komponist Lars Petter Hagen beteiligt, bei der Umsetzung halfen Martin Horntvedt von Jaga Jazzist, Erland Dahlen von Madrugada, Heming Valbjørg von der Osloer Philharmonie und Håkon Stene von der norwegischen Musikakademie. »Wir haben zwei Wochen aufgenommen und etwa drei Wochen editiert und abgemischt«, so Weber. »Vorher wurde geprobt und davor das Stück geschrieben und natürlich transkribiert in das Bachsche Notationssystem auf Grundlage von Audiobeispielen. Es war ein Prozess über die letzten zwei Jahre.«
Die Helligkeit der Glocken haben die Musiker auf einen Sound übertragen, der mit feinen Strichen zeichnet. Dem Instrument nimmt die Atmosphäre die sakrale Schwere, die sonst für Pathos in den Noten sorgt. Dass Weber das hinbekommt, hat er schon beim Einsatz der Glocken in »Es Schneit« auf »Black Noise« bewiesen. »Das Licht, die Helligkeit und wissenschaftliche Modelle dargestellt durch Bildende Kunst war wohl mit die Hauptquelle für die musikalischen Muster«, sagt Weber. »Es ist von vornherein eine Klarheit da, weil die Instrumentierung ein Thema vorgibt und der Moment, in dem die Idee entstanden ist, auch definierend ist. Die Glocke ist eben auch ein Symbol und wird gebrannt beziehungsweise gegossen – in diesem Bild des Löschens (des brennenden Metalls) etc. ist ja schon das Thema des Stücks enthalten.«
Weber beschreibt das Album auch als einen langen Track. »Das ist die Grundidee und so würde ich es auch jedem nahelegen sich dem Stück, dem Album zu nähern. ›Elements Of Light‹ ist ein einziger zusammenhängender Moment.« Hendrik Weber sitzt beim Beantworten der Fragen gerade in einem Cafe in Brooklyn. Leichter Noise Pop läuft in dem Lokal. Die Arbeit mit mehreren Musikern hat für Weber Vor- und Nachteile. »In diesem Fall konnte ich viel Kontrolle abgeben und Dinge mehr passieren lassen, die Musiker sind sehr antizipierend ausgerichtet und können selber Entscheidungen treffen, die sich aus dem Material ergeben«, sagt er. »Ich geben dabei eigentlich nur die Atmosphäre vor und den Rahmen.« Wenn Wellen in der Physik einzeln auftreten, bezeichnet sie die Wissenschaft als »solitär« und genau diesen Begriff nutzt Weber, wenn er beschreibt, wie er alleine arbeitet. »Solitäres Arbeiten ist ein ganz anderes Erleben von Musik, weil keine Kommunikation dazwischen steht, die nachher natürlich auch hörbar und spürbar ist im Ergebnis. Beide Prozesse ergeben ein unterscheidbares hörendes Erleben von Klangorganismen, die sehr, sehr unterschiedlich sind.«_ Die Antworten lesen sich später kopflastig und ein wenig akademisch. Musik ist für Weber organisierter Klang und er will Teil dieses Prozesses sein. Aber vielleicht drehen sich die Gedanken auch nur um Ballast, der die Synapsen überlädt und so erst freimacht für die Schönheit von »Elements Of Light«. Was Licht nun ist? Um ehrlich zu sein: keine Ahnung. Diese Platte aber dürfte einer der hellsten Momente des noch jungen Jahres sein.»Die Glocke ist eben auch ein Symbol und wird gebrannt beziehungsweise gegossen – in diesem Bild des Löschens (des brennenden Metalls) etc. ist ja schon das Thema des Stücks enthalten.«
Pantha Du Prince