The Beep – Geräte und Nerdtum

23.01.2014
Der Wahlkölner und 80s-Liebhaber The Beep mag einigen schon von seinen Produktionen für Audio88 & Yassin oder Casper ein Begriff sein. Nun veröffentlicht er bei Sichtexot mit »Reykjavík« nach Jahrzehnten des Musikmachens eine erste Solo-LP.

Eigentlich mag The Beep Reisen nicht besonders. Und er ist immer derjenige, der als erstes friert. Trotzdem fliegt er im Jahr 2012 für fünf Tage nach Island und wird so fasziniert und inspiriert, dass er sein Solodebütalbum nach der Hauptstadt des Landes benennt. »Island passt zu meinem Charakter«, stellt er fest und hebt die Einsamkeit, den technischen Fortschritt und die entspannte Mentalität der Einwohner hervor. Analog dazu findet er den Klang seiner Platte »fast schon soziophob«, allein schon, weil darauf keine Stimmen zu hören sind. Der Anlass seiner Reise nach Reykjavík war u.a. ein Usertreffen des MMORPG »EVE Online«. Games sind zusammen mit japanischer Schwertkunst, Katzen und der Sammelleidenschaft für Sneakers und Synthesizer Interessen von The Beep, die ihn wie einen Vollzeitnerd wirken lassen. Genau das ist er auch. »Geräte und Nerdtum sind mir wichtig«, betont er. Mit »Geräten« meint er all das Equipment, das bei ihm im Heimstudio herumsteht. Besonders seine Synthesizer. Er kann stundenlang über verschiedene Synthesizer aus den Achtzigern, die er bei Ebay erworben hat, reden, ohne sich zu wiederholen, und ohne, dass es langweilig wird. Praktischerweise hat er eine Liste mit allen Musikinstrumenten, die er besitzt, angelegt und hat auch aufgeschrieben, welche Geräte und Instrumente er bei der Produktion von »Reykjavík« benutzt hat. Auf dieser Liste befinden sich neben der MPC, dem iPad und klassischen 80s-Synthesizern wie dem Roland Juno auch Stichpunkte wie »Katzenspielzeug« oder »Dosendeckel«. The Beep selbst beschreibt seinen Sound als eine Kombination aus Synthesizer und Akustik. Zu einem Genre möchte er sich nicht wirklich bekennen, da er viele Bezeichnungen als passend empfindet. Sowohl »Trip Hop« als auch »Hip Hop« oder »Electronica« erachtet er als treffende Termini.

Früher: Random Access Memories
Bevor er unter dem Namen »The Beep« Musk veröffentlichte, war er noch in einem ganz anderen, klar definierbaren Genre unterwegs. Bis Anfang der 2000er fungierte er als Gitarrist in einer Punkrockband, aber auch heute greift er noch gern zu Gitarre und Bass. Sucht man bei iTunes nach »Random Access Memories« findet man nicht nur Daft Punks aktuelles Album, sondern auch ein weiteres seiner bisherigen Projekte. Zusammen mit Jeff Caudill, Sänger und Gitarrist der Band Gameface, veröffentlichte er als Floormodel im Jahr 2008 ein Album unter dem gleichen Titel. Jenes Album entstand, inspiriert von The Postal Service,

Ich steh’ auf die Soundästhetik von Geräten. Die Geräte haben alle einen eigenen Charakter und gerade alte Geräte klingen nie perfekt.«

The Beep
innerhalb von einem Jahr über Emailaustausch zwischen Köln und Los Angeles. Von Synthie-Pop abgesehen hegt der 32-jährige eine große Leidenschaft für die Musik von Phil Collins und Genesis. »Wenn ich mich zwischen J Dilla und Genesis entscheiden müsste, würde ich auf jeden Fall Genesis nehmen«, sagt er. Betrachtet man seine Arbeitsweise, ist The Beep vermutlich nur zu 50 Prozent der Zeit damit beschäftigt, tatsächlich Musik zu machen. In der anderen Hälfte bastelt er an seinem Setup herum: Kabel ziehen, MIDI Kanäle umstellen, Synthesizer patchen, neue Geräte einbinden. Wenn er jedoch an einem Beat arbeitet, bedient er sich manchmal einer typischen Technik aus dem Hip Hop: dem Sampling. Er spielt auf einem seiner Synthesizer beispielsweise eine Melodie und diese Aufnahme samplet er wiederum mit der MPC, um eine Chop-Soundästhetik zu erzeugen. Man merkt, dass ihn eine große Liebe zu seinen Geräten verbindet: »Ich steh’ auf die Soundästhetik von Geräten. Manchmal arbeite ich auch absichtlich so, dass man den Sound eines bestimmten Gerätes raushört. Die Geräte haben alle einen eigenen Charakter und gerade alte Geräte klingen nie perfekt.«_