Vex Ruffin – Live am 20.11. im Gretchen Club in Berlin

25.11.2013
Foto:Patrick Cavaleiro
Aus dem Nichts erschien Vex Ruffin auf der Landkarte zeitgenössischer Musik. In der vergangenen Woche war er zu Gast in Berlin und bespielte das Gretchen als Vorband der Crystal Stilts.

Und da kommt also dieser Typ auf die Bühne, den Stones Throw letztens aus dem Nichts gesignt hat: »Sowas macht der Labelboss Peanut Butter Wolf sonst nie. Aber bei Vex Ruffin konnte der einfach nicht anders.« – »Und was macht der für Musik? Stones Throw ist doch ein Rap-Label?« – »Ja, da haben zwar Mayer Hawthorne und Aloe Blacc auch mal angefangen, aber an sich ist das schon rap-orientiert. Was ich gelesen hab, ist, dass der so Beats, Noise und Punk miteinander vermischt.« – »Und was macht der dann hier?«
Ja, so ist das eben, wenn man mit einer Horde Indie-Mädels auf ein Konzert genau ihres Beuteschemas geht, dann aber jemand im Vorprogramm ist, wegen dem sich derzeit alle Superchecker vor lauter Lobhudeleien kaum noch einkriegen können. Und der mit dem psychedelischen Schrammel-Surfpop der Crystal Stilts – dem Hauptact im Berliner Gretchen – erstmal so gar nichts gemein hat. Aber wie deplatziert war Vex Ruffin tatsächlich an diesem Abend? Fakt ist, dass Vex Ruffin lediglich auf dem Papier nicht ganz zum Abend passen mag, schließlich hat der Teilzeit-UPS-Bote eine zu weiten Teilen ähnliche musikalische Sozialisation wie Bands aus dem Gitarrenbereich. Das live vorgeführte Dekonstruieren von Versatzstücken einzelner Genres und anschließende Zusammenfügen in ein neues Ganzes erschien zunächst fremd, doch mit der Zeit erhellte sich das Bild. Auch die erwähnte Indie-Mädelsrunde stand zunächst etwas ratlos da, doch allmählich verstanden auch sie es, dass hier im Grunde nichts anderes zu hören als Punk. »Post«-Punk genauer gesagt, Suicide und so – nur mit HipHop-Beats der etwas kaputteren Sorte. Nachdem der Rest des Saales das auch verstand, war es zum kleinen Pogo-Pit plötzlich nicht mehr weit. Doch dem Tänzchen hielt Vex, der Tausendsassa, plötzlich etwas anderes entgegen: Synthiepop. Nach Noise, Broken-Beat-Noisepunk und der ganzen Realness nun also einerseits hymnische, andererseits konsequent – Punk bleibt schließlich Punk – lustlos hingenölte Plastik, die einige im Publikum schon die Arme in die Luft fahren ließ und Ariel Pink oder John Maus ins Gedächtnis rief. Diese Vielseitigkeit des Mannes, der mit seinem Partner ganz fokussiert zwei Roland SP-404 SX malträtierte und trotzdem sein Publikum mitzureißen wusste, war erstaunlich.
»In high school my favourites were The Cure and DMX«,_ bekommt man in einem von ihm selbst gekritzelten Factsheet zu lesen, den man auf der Stones Throw-Seite findet. Das konnte man an diesem Abend auch hören und es machte am Ende seines Sets durchaus Sinn.