Die auf dem Schweizer Imprint veröffentlichte Musik weicht Grenzen schließlich lieber auf, als sie anzuerkennen. Zwischen den Releases von unter anderem David Tibet, dem Swans-Gitarristen Norman Westberg oder S S S S lassen sich zwar ästhetische Gemeinsamkeiten finden – tendenziell düster und mit einem Faible für harsche Spielarten sind fast alle Hallow Ground-Veröffentlichungen ausgestattet -, auf ein eindeutiges Genre wird sich jedoch nicht spezialisiert. Seeland selbst sagt, dass er es langweilig fände, sich im Netz auf die Suche nach passenden KandidatInnen zu machen und zieht den persönlichen Kontakt vor. Schon so manches der von Hallow Ground veranstalteten Luzerner Konzerte führte später zu einem Release. Die werden im Übrigen mit viel Passion fürs Detail hergestellt und sind zum Teil in Kleinstauflagen erhältlich, was wie im Falle der »Soisong«-EP des russischen Musiker CoH durchaus lange Produktionszeiten nach sich ziehen kann. »Die auf 88 Stück limitierte Art Edition verstehen wir dabei als Gesamtkunstwerk«, sagt Seeland hinsichtlich der sich ein ganzes Jahr in Arbeit befindlichen Veröffentlichung. Wie sein Label selbst schließt eine Limitierung nicht zwangsläufig aus, dass am Ende mehr als die bloße Summe von Einzelteilen herauskommt.
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Lehult ist ein 2014 von den Produzenten und DJs Liem, Eddie Ness, DJ Assam, Johan Kaseta und Lucky Charmz gegründetes, deutsches Plattenlabel aus Hamburg. Lehult geht auf alte Freundschaften zurück, die irgendwann in kreative Zusammenarbeit mündeten. »Wir haben alle ziemlich zur gleichen Zeit angefangen Musik zu produzieren und aufzulegen und waren dabei immer miteinander im Austausch«, heißt es. »Wir haben uns gepusht, besser zu werden, gegenseitig geremixt, geärgert – was so dazugehört.« Vor allem aber wollten die Mitglieder irgendwann mal ihre eigenen Tracks auch auf Vinyl hören, was sie 2014 mit Hilfe des mittlerweile als Booker eingestiegenen Freundes Valle in die Tat umsetzen konnten. Während das Label an sich durchaus stilistische Vielfalt außerhalb des Kerngeschäfts, weich-fluffigem House, zulässt und auch Hip Hop-Beats oder Ambient-Stücke im Programm hat, gesellte sich 2015 mit LHLTSUB eine Serie zum Programm, die laut eigenen Aussagen auf »straighte, unkomplizierte Edits mit Fokus auf dem Dancefloor«_ spezialisiert ist.Es sind kleine Kompromisse wie diese, die die Clique auch nach außen hin öffnet. Letztlich aber will die ihr eigenes Ding durchziehen und freut sich über positive Resonanz. In der Hamburger Homebase einen House-Abend im für gewöhnlich auf Techno konzentrierten Club P.A.L. etabliert zu haben oder durch die erste LHLTSUB-Veröffentlichung – einem Split-Release zwischen Liem und Lucky Charmz, welches 2015 zu einem Underground-Hit mutierte – mehr Aufmerksamkeit auf den gesamten Katalog gelenkt zu haben, ist schon fast Belohnung genug. Dass seitdem auch vermehrt Promos ins Haus flattern, ist zwar ebenso ein Grund zur Freude, letztlich aber bleibt die Clique doch unter sich. »a place / a thought / a sound« lautet das Motto, welches auf den ganz konkreten Ort Lehult verweist, wohin sich die Freunde zum Produzieren zurückziehen und welcher sich als Urlaubsschnappsschüsse im Artwork der ansonsten recht schlicht aufgemachten Releases wiederfindet. Hinter der kreativen Zusammenarbeit stehen eben vor allem noch alte Freundschaften, die durch das Label weiter gehegt werden.
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Plastic Love ist ein 2014 von den DJs Bas und Jimmy Maheras gegründetes, US-amerikanisches Plattenlabel aus Los Angeles. Noch bevor die beiden Freunde ihr erstes Release veröffentlichten, mussten sie in ihrer Heimatstadt einen Mangel beheben. Plastic Love begann als Partyreihe, die zwar ein breites musikalisches Spektrum abdeckt, gleichzeitig aber eine Lücke in der Clublandschaft schließen sollte. »Wir haben DJs wie Levon Vincent oder Horse Meat Disco gebucht«, erinnert sich Maheras. Der Spaß soll jedoch selbst beim härtesten Techno-Abend nicht zu kurz kommen. »Selbst wenn wir ‘ernstere’ Bookings haben, nehmen wir uns deswegen noch lange nicht zu ernst. Es sind schließlich immer noch Partys!« Die allerdings wurden durchaus mit dem Gedanken gestartet, irgendwann ein Label daraus zu machen und mutierten sogleich zur Versuchsplattform. »Jimmy spielte eines Nachts einen Track, an dem er gerade arbeitete. Ich mochte den wirklich sehr, weshalb es nur Sinn ergab, damit das Label zu starten«_, erzählt Bas.Maheras’ Arbeit dominiert auch den Katalog von Plastic Love, als Abschussrampe fürs eigene Ego soll das Label jedoch keineswegs fungieren. Der Fokus indes liegt klar auf Los Angeles, wo sich die Familie um Plastic Love stetig vergrößert. Als Cazion kollaborierte Maheras zum Beispiel mit dem Duo Photocall für eine von UK Rave-Nostalgie infizierte 12", Michael Walsh widmet sich auf Disco-Grooves electroiden Sounds. »Wir haben schon immer mehr auf Qualität als Quantität gesetzt«, sagt Bas. »Es gibt dort draußen so viele Labels, die eine EP pro Monat veröffentlichen, manchmal mehr – die dir die Ohren mit Musik ausspülen, die erheblich besser sein könnte.« Viel Wert legen die beiden auch auf die oftmals schrille, retrofuturistische Gestaltung ihrer Platten. »Wir mögen es einfach, wenn etwas heraussticht«, stimmt Bas zu. Das deckt sich mit dem musikalischen Anspruch, der weniger auf Genrebefindlichkeiten abzielt als vielmehr auf Diversität. »Plastic Love steht für einen vielfältigen Sound, so legen wir schließlich auch auf: House, Electro, Techno, Breakbeats. All das, was wir lieben.« Damit nahm schließlich auch alles seinen Anfang.
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Shall Not Fade ist ein 2015 von Kieran Williams alias KGW gegründetes, britisches Label aus Bristol. Als »Vinyl imprint from the Eastern hemisphere« beschrieb sich das mysteriöse Label, als es mit einer 8-Track-Compilation im September 2015 seinen Auftakt nahm. Warum so vage? »Ich wollte, dass Shall Not Fade global ist, dass es Menschen überall anspricht«, erklärt Williams, der sich seine Sporen durchaus lokal verdiente: Fünf Jahre organisierte er in seiner Heimatstadt Bristol Partys unter dem Namen 4 Seasons. Auch die Labelstruktur von Shall Not Fade, das sich seinen Namen aus einem Shakespeare-Sonett leiht, spiegelt den internationalen Ansatz Williams’ wider. »Von Anfang an wollte ich eine Familie aufbauen und meinen Künstlern das Gefühl geben, dass Shall Not Fade unsere Familie und nicht allein mein Ding ist. Beispielsweise schicke ich Demos auch an Mall Grab oder diskutiere mit meinen Artists Ideen.«_Der Australier Mall Grab bescherte Shall Not Fade auch kurz nach dem Release der digitalen Auftakt-Compilation das erste Vinyl-Release – weshalb nicht wenige dachten, es handle sich um sein Imprint. »Na ja, auf eine Art ist es das ja – wie gesagt betrachte ich jeden, der am Label mitarbeitet als Partner. Mall Grab, LK und Stephane 1993 betreiben es mit, ohne sie wäre Shall Not Fade nichts.« Tatsächlich definiert der grobkörnige House-Sounds des Australiers Mall Grab ganz gut das, was Williams musikalisch bei der Gründung des Labels im Hinterkopf hatte. »Für mich klingt Shall Not Fade nach verträumter, Synth-lastiger Musik, die nicht unbedingt auf den Club ausgerichtet ist und dort doch gut aufgehoben ist«, erklärt er. »Ich mag Musik, die zu jeder Tageszeit funktioniert, zum Beispiel wenn im Club gerade alle am Runterkommen sind oder der DJ das Tempo wechseln möchte.« So unscharf der sich ständig verändernde Sound seines Labels doch klingt, so deutlich definiert ist doch Williams’ Vision davon. Dass er die Entscheidungen nicht alleine trifft, gehört unbedingt dazu.
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