Alles, was sich über Alabaster dePlume und seine Musik sagen lässt, ist immer nur die halbe Wahrheit. Es trifft einen Punkt, aber nur so halb. Und was dabei nicht berührt wird, ist immer genauso entscheidend. Ist Teil des Ganzen. Das ahnst du beim Hören. Ich könnte zum Beispiel sagen, das Alabaster dePlume esoterische Ratgeberliteratur in Musik übersetzt. Er liebt Ratschläge. Das fing an mit dem Song »Be Nice To People« (2018) und setzt sich auf seinem neuen Album »Gold« fort. Auf »Don’t Forget You’re Precious« spricht er die Worte: »I remember my pin number, I remember my ecstasy … I remember the german word for calculator… but I forget that I’m precious«. Und ergänzt: »Don’t do that!«. Dann der Untertitel von »Gold«: »Go Forward in the Courage of Your Love«. Nun, ich könnte jetzt schreiben, wie ironisch diese Ratschläge sind, und auch das wäre wieder nur halb richtig. Alles stimmt bei Alabaster dePlume, irgendwie. Alles steht nebeneinander. Keine Gewichtung und keine Hierarchie. Das macht diese Musik zeitgeistig und so zugänglich. 19 Stücke sind auf »GOLD« zu finden, zwischen anderthalb und sieben Minuten lang, zwischen Tom Waits, Donovan, Bobby Conn und der Großfamilie Coltrane verortet, zwischen Folk, Meditation, Spoken Word, Pop und Jazz. Obgleich das Wort »zwischen« eben nicht passt, weil es ja nicht mal das eine, mal das andere ist. Es ist alles gleichzeitig. In homöopathischen Dosen. Nicht planlos. Das Saxofonspiel hat sich der 41-jährige übrigens selbst beigebracht und das ist vielleicht der Grund, weshalb dieser Jazz nie verkopft wirkt, nie akademisch klingt. Kann ich diese Aussage jetzt so stehen lassen? Ich mach’s einfach.
Gold Black Vinyl Edition