Review Rock

American Football

American Football

Polyvinyl • 2014

Die Kids mit den schwarz-bunten Haaren sind weitergezogen, Emo ist geblieben. Letztes Jahr hieß es allenthalben, er sei zurückgekommen, eigentlich aber war er doch nie weg, sondern hatte sich nur im Untergrund eingenistet. Jetzt kommen die Bands zurück, die schon lange vor Hype um und Hass auf das diffuse Genre aktiv waren. Mit American Footballs erster und einziger LP wird ein Meilenstein der sogenannten dritten Welle wieder aufgelegt, die sich durch Nähe zu Indie und Math Rock auszeichnete. Unter all den Bands, die jetzt ihre teenage angst neu auflegen, bildete das Trio um Mike Kinsella immer schon eine Anomalie. American Football waren musikalisch komplexer, atmosphärisch dichter und nicht ganz so weinerlich wie ihre Zeitgenossen. Seit ihrer ersten Veröffentlichung im Jahr 1998 hat sich ein hartnäckiger Kult um die 12 Songs gebildet, die – auf eine EP und ein Album verteilt – den gesamten American Football-Nachlass bilden. Beziehungsweise: Bildeten. Denn 15 Jahre nach Erscheinen der LP »American Football« wartete Polyvinyl Records vor kurzem mit einer handfesten Überraschung auf: Demo-Takes bekannter Stücke, Proberaumaufnahmen und bisher ungehört Live-Aufnahmen sollte zu hören geben. Während das in der Deluxe-Auflage auf CD, Vinyl oder Tape versammelte Bonus-Material wohl für Außenstehende wohl kaum epiphanen Gehalt bieten dürfte, so sind doch zumindest die von Steve Holmes (Gitarre und Wurlitzer-Piano) verfassten Linernotes aufschlussreich. Dass die scheinbar so apathisch von Mike Kinsella vorgetragenen Herzschmerzstorys des Albums vor einem alles andere als rudimentären musikalischen Background abspielen, mag zwar offensichtlich sein. Dass sich aber 7/4-Takte sich mit 4/4-Signaturen abwechseln, Steve Reich, Miles Davis und Elliott Smith gleichzeitig als Stifterfiguren ansatzweise zitiert werden und die ausgefallenen Gitarren-Tunings notiert werden, wirft ein anderes Licht auf eine Platte, der zurecht selbst außerhalb des Genres ein legendärer Status innewohnt. Während all den mit dem Album gealterten Fans Zeilen wie »Honestly, I can’t remember all my teenage feelings/and their meanings« heutzutage noch mehr aus dem Herzen sprechen dürften, bietet die Neuauflage dieses Meisterwerks für alle Neuankömmlinge die Gelegenheit, ein Genre von ihren sicherlich außergewöhnlichsten Vertretern her kennenzulernen.

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