Review

B/B/S

Coltre/Manto

Midira Records • 2014

Abbild, im besten Fall Dokumentation, aber der Aura des Moments entledigt: Mit Livekonzert-Aufnahmen ist das ja so eine Sache! Unterm Strich muss man dann doch meist dabei gewesen sein. Diese Aufnahmen hier sind im vorherigen Jahr in der Bochumer Christuskirche entstanden, und wer das Line-Up liest, mag sich überdies fragen, wie eine sakrale Architektur mit solchen Sounds zurechtkommen wird: E-Gitarren, Elektronik, Schlagwerk. Vertrauen wecken die drei Namen an den Instrumenten: Aidan Baker kanadischer Komponist und Multi-Instrumentalist mit Schwerpunkt Doom-Ambient und einem unüberschaubaren Katalog (unter anderem im Duo Nadja); am Ruder der Percussion der immer wieder neue musikalische Seiten offenbarende Italiener Andrea Belfi (tolles frisches Album mit Hobocombo); und schließlich der Norweger Erik Skodvin und seine (oft bogengestrichene) E-Gitarre, auf dessen Label Miasmah das Debüt von B/B/S, »Brick Mask«, erschien. Die Erwartung: sich auftürmende Wolkenwände in Bergmassiven, die vermittels rhythmischer Aufladung in Stürme münden – genau das, was nach wärmender Decke greifen lässt (so ließen sich die italienischen Titel der beiden Stücke jedenfalls verstehen). Die Qualität der Aufnahmen neigt jedoch in eine andere Richtung. Es kommen zwar Bilder, die hier und da sich für Soundtracks empfehlen, etwa, wenn in der zweiten Hälfte von »Manto« Rasseln zu archaisch-mystischen Riten rufen. Die Magie der Urgewalten hält sich jedoch im Zaum. Stattdessen zieht das sich bei den Dreien einstellende Gefühl fürs Band-Format in den Bann, die als Wahl-Berliner ihren eigenen Strang Post-Krautrock aufziehen und dabei immer kontrolliert, ökonomisch und (gerade angesichts der Aufnahmeorts) transparent agieren.

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