»Whistle From Above« ist mindestens das zwanzigste Soloalbum des amerikanischen Songwriters David Grubbs. Von Post-Hardcore über Post-Rock und Neo-Folk bis hin zu den Grenzbereichen der Neuen Musik hat er in so ziemlich jeder musikalischen Ecke seinen Fußabdruck hinterlassen. Man könnte meinen, wir haben alles von David Grubbs bereits gehört. Wieso lohnt es sich also, hier hineinzuhören? Nun, »Whistle From Above« ist zunächst das erste Album von David Grubbs auf Drag City seit zehn Jahren (in der Zwischenzeit sind rund 20 Alben mit verschiedenen Musikerinnen und Musikern von Loren Connors bis Mats Gustafsson und Jan St. Werner entstanden) und wichtiger noch, es ist überhaupt sein erstes Instrumentalalbum auf dem legendären Chicagoer Label.
Wir hören minimalistische Gitarrenschleifen, die sich in subtilen Spannungsbögen zu hypnotischen Klanglandschaften verdichten. Zum Beispiel in »The Snake on Its Tail«, auf dem auch der Schlagzeuger Andrea Belfi und der Trompeter Nate Wooley zu hören sind – vielleicht eines der besten Stücke David Grubbs‘ (und Grundlage für sein erstes Musikvideo überhaupt) – in dem man sich in einen Raum begibt, der noch nicht durch Sprache, Kategorien und Konzepte strukturell geordnet ist. Ein Raum, der sich vielleicht nur durch Musik erschließt. David Grubbs macht diese Zwischenräume, die er bespielt, über die Songtitel selbst zum Thema: relativ eindeutig in dem mit neoklassischen Elementen gespickten »Hung in the Sky of the Mind«, eher zweideutig in dem experimentellen, elektroakustischen »Later in the Tapestry Room«. Klar, »Whistle From Above« ist nicht leicht zugänglich, aber es schließt den Hörer auch nicht aus. Die Türen stehen offen – du musst nur eintreten.

Whistle From Above