Review

Beybonlar

Gelin Aysem

Arsivplak • 2022

Was in den späten sechziger Jahren von Kalifornien aus buchstäblich um die Welt ging, war tatsächlich eine ästhetische Revolution. Die Jugend der Welt schien sich im Zeichen der Psychedelik zu vereinen, westliche Musiker experimentierten mit indischer Musik, in Lateinamerika, in Südostasien und Afrika ließ man die Gitarren durch Verzerrer und Wahwah-Pedale laufen, vermählte eigene Traditionen mit Rock-Ekstasen. Auch in der Türkei geschahen wundersame Dinge, Künstler wie Erkin Koray und Barış Manço und Bands wie Moğollar machten Furore. Und drei Brüder, fast Kinder noch gründeten die Gruppe Beybonlar. 1968 gewannen sie den Songwettbewerb Altın Kupa, 1969 nahmen sie ihre erste und einzige Single auf: Die Songs »Gelin Ayşem« und »Nenni?« lassen kaum erahnen, dass Sefa Ulaştır, der Schlagzeuger der Band, zurzeit der Aufnahmen gerade einmal 12 Jahre alt war. Beide Stücke basieren auf traditionellen Weisen, die mit schweren Gitarren, wilden Trommelwirbeln und dem klagenden Gesang von Bora Ulaştır aufgeladen werden. Dieses Kleinod wurde bereits mehrfach neu aufgelegt – allerdings ohne Wissen und Beteiligung der Band. Die Neuauflage im Original-Design ist natürlich auch deshalb dringend geboten gewesen.