Review

Bézier

Cosmologist

Honey Soundsystem • 2016

Der schnellste Weg in eine bessere Zukunft erfordert manchmal einen Schritt zurück in die Vergangenheit. Das DJ-Kollektiv Honey Soundsystem gründete sich Mitte der Nullerjahre in San Francisco und schmiss Partys, wie sie eigentlich aus den Erzählungen von Clubs wie dem Loft, der Gallery oder dem Warehouse bekannt sind. Dort sehen Raves ganz anders aus, als es das Bild vom US-amerikanischen EDM-Lifestyle uns zeigen will: in jeder Hinsicht divers nämlich, und das nicht nur vom Publikum her. Neben vor allem auf wavige Reissues spezialisierte Imprint Dark Entries ist das erst kürzlich dazu gestoßene Label Honey Soundsystem (kurz HNYTRX) eine der musikalischen Abschussrampen dafür geworden, was den Sound von Honey Soundsystem ausmacht. Bézier debütierte 2013 auf Dark Entries und kehrt nun mit seiner zweiten EP für HNYTRX zurück. »Cosmologist« zeigt, dass der Synthesizer-Fetischist nicht allein als DJ aus der Vergangenheit neue Schlüsse zieht. Die drei Tracks ziehen viele verschiedene musikalische Stränge in sich auf, die außerhalb von den eklektischen DJ-Sets aus Disco- und frühen House-Zeiten sonst kaum zueinander finden. »Ether« ist noch recht strikter Blaupausen-House nach Chicago-Formel – das aber nur vom Beat her. Darüber zieht eine windige, eiseskalte Cold-Wave-Synthesizer-Figur, die im nächsten Moment von pseudo-orientalischen Melodien und Acid-Figuren abgelöst wird. Obwohl es am Ende fast hymnisch wird: So ergiebig der Ideenreichtum von »Ether« auch ist, hier und dort wird der Eklektizismus zu viel. Anders »d. Quelle« und »Cosmos«, die wesentlich entschlossener klingen und ihre Stärken konzentriert bündeln. »d. Quelle« rollt über 11 Minuten lang eine faszinierende Mischung aus Euro-Disco und unterschwelligem Deep House aus, welche einen großen Erzählbogen schlägt. Jetzt muss nur noch irgendjemand einen italienischen B-Movie-Horror-Film dazu schreiben. Besonders grandios aber ist »Cosmos«, welches noch deutlicher Italo Disco referiert und mit atemloser Geschwindigkeit einen ebenso verspielten wie schlagenden Beat mit krautigen Untertönen abrundet. Peak-Time-Material! Und bald sicher nicht nur auf den Honey Soundsystem-Partys. Die Zukunft mag aus der Vergangenheit kommen, aufzuhalten ist sie mit solchen Grooves jedoch nicht.

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