Review

Black Country, New Road

Ants From Up There

Ninja Tune • 2022

Als vor exakt einem Jahr das Debüt »For The First Time« von Black Country, New Road erschien, war die Euphorie groß und das siebenköpfige Kollektiv der popmusikalische Hype der Stunde. Das hat die junge englische Band offensichtlich dermaßen motiviert und inspiriert, dass sie nun nach genau 12 Monaten schon den Nachfolger »Ants From Up There« raushauen. Ihrer oftmals herausfordernden Mischung aus Prog-, Alternative- und Post-Rock mit Klezmer-Bläsern und dem teils sarkastischen, teils mit wütendem Ernst vorgetragenen Sprechgesang von Isaac Wood ist das Septett weitgehend treu geblieben. Die stilistische Weiterentwicklung zeigt sich eher in Nuancen: Schwer zugängliche Noise-Parts wurden gekürzt, minimalistische Klangflächen hie und da ergänzt, die wilden, oft an Jam-Sessions erinnernde Song-Strukturen übersichtlicher gestaltet. Trotzdem hört man noch in jedem Moment die unbändige Spielfreude, die besonders stimmige Chemie zwischen den Bandmitgliedern, die Wut, die Verzweiflung und den Galgenhumor in den Texten. Opulenz und Pathos einiger Stücke erinnern an die frühen Arcade Fire; dazu die eindringliche Spoken-Word-Performance von Wood, dem man den theatralischen Prediger beinahe so sehr abnimmt wie Nick Cave – würde dieser doch nicht immer nur die Bibel, sondern auch Internet- und Meme-Kultur studieren… Überhaupt ist es erstaunlich, dass so eine junge Band nicht nur solch erwachsenen Sound macht, sondern auch die Lyrics so dermaßen reif sind. Kurz und gut: Black Country, New Road bleiben mit »Ants From Up There« also ein absolutes Ereignis.