Review

Black Midi

Hellfire

Rough Trade • 2022

Die vierzig Minuten des neuen Albums »Hellfire« der Londoner Band Black Midi hören sich an wie: A.) Jener Krach, wenn in den Cartoons der Fleischer Studios eine Figur mit Anlauf in einen Orchestergraben fiel. B.) Eine Coverband von King Crimson, deren Sänger sie durch einen geschickten Imitator von gleichermaßen Dean Martin wie Conor Oberst ersetzen mussten, um einen Gig unter absolutem Zeitdruck ohne Kompromisse in der Setlist runterzureißen. C.) Die konsequente Entwicklung aus den beiden Vorgängern »Schlagenheim« und »Cavalcade«. Am Ende ist »Hellfire« wahrscheinlich das beste anstrengendste Album des Jahres. So fleißig wie die Londoner mit ihren Platten sind, so vollgepackt und hektisch hören sie sich an. Allein »The Race Is About To Begin« haut den Vogel raus und lässt die Sterne um den Kopf des Publikums kreisen. Nenn es Jazz. Nenn es Punk. Nenn es Progressive Rock. Die große Kunst von Black Midi besteht darin, dass nicht ein einziger dieser Begriffe den Sound, das Tempo, die Wucht und den Irrsinn einfängt. Wer sich über gleichförmige moderne Musik beschwert, sollte sich »Hellfire« ganz genau anhören. Denn die noch größere Kunst besteht darin, dass dieses Album nicht in Noise und Drone versinkt. Mal taucht eine Melodie auf, mal eine Akustikgitarre, in diesem manischen Sound, der wirklich alles auf links dreht. Um am Ende mit mehr Fragen als Antworten zurückzulassen. Aber auf »Hellfire« zählen Worte sowieso wenig. Einfach vierzig Minuten von diesem Sound verdreschen lassen. Aus Wellnessgründen. Wer »Hellfire« hört, wird es verstehen.