Review

Brian Eno

The Shutov Assembly

All Saints • 2014

Die Geschichte zu Brian Enos Ambient-Album »The Shutov Assembly« von 1992 ist schon mal rührend: Brian Eno wollte seinem Freund, dem Maler Sergei Shutov, eine Freude machen, weil der in der Sowjetunion Schwierigkeiten hatte, an Enos Musik zu kommen. Also stellte er ihm ein Band mit unveröffentlichtem Material aus den Jahren 1985 bis 1990 zusammen. Als Eno das Band noch einmal durchhörte, fielen ihm innere Verbindungen zwischen den Stücken auf. Wenn man die Platte heute, mit über 20 Jahren Abstand, hört, fallen einem in vielen dieser kürzeren Nummern zunächst einmal die großen Ähnlichkeiten zu den Klang-»Ereignissen« in Brian Enos iPad-App »Scape« auf. Es sind hochartifizielle Sounds, oft stark digital, die noch abgehoben-autoreferentieller durch den Raum wabern als auf Enos früheren Alben wie »Music for Airports«. Die Elemente wirken abwechslungsreicher, ihre Bewegungen quecksilbriger, in sich weniger statisch als noch in den siebziger Jahren. Es scheint, als hätte sich Enos Verständnis des Schwebenden selbst mit der Zeit verschoben. Einzige Ausnahme ist das auch von der Länge her aus dem Rahmen fallende »Ikebukuro«, das glockenartige Töne mit einem tiefen Schaben wie von einem Rotor kombiniert und seinen Zweck als akustisches Mobile über eine Viertelstunde lang bestens erfüllt. Die sieben Bonustracks führen eher auf Abwege, arbeiten mit konkreteren Klängen wie Orchestersamples, Klaviertönen oder zarter Perkussion, die aber weder für sich genommen besonders faszinierend sind noch so richtig zum Rest passen wollen. Eine eher unnötige Ergänzung eines ansonsten überzeugenden, wenn auch nicht überragenden Dokuments der Entwicklung von Enos Ästhetik.