Wo anfangen mit diesem Album entrückt schöner Musik? Sicher nicht mit dem Versuch, die Musik zu erklären. Das war selten schwerer als hier. Rahmenbedingungen müssen also her. Ursprünglich erschien »Mr. Wollogallu« 1991, Urpa i Musell, ein Plattenlabel aus Barcelona, hat sich für ihren erst zweiten Release die Reissue des Albums gesichert. Dazwischen liegen verzweifeltes Suchen unter Sammlern und Kommentare a la »most beautiful music ever« von zufällig Dahergeklickten auf Youtube. Der merkwürdige Titel ist eine Referenz an eine Trommel, die Trommel. Die Wollogallu war ein perkussives Instrument der Abessinier. Sie nannten sie »die Trommel der Erde«. Sie könnte eine der ersten Drums der Menschheit gewesen sein. Aber das hier ist kein Geschichtsunterricht. Ach, und getrommelt wird kaum auf »Mr. Wollogallu«. So weit, so kosmische Banane. Carlos Maria Trindade wird auf einem alten Veranstaltungsflyer der »New Romantic»-Bewegung zugeschrieben. Er war Mitglied der Band Herois De Mar. Nuno Canavarro produzierte davor Pop/Rock-Bands, war selbst aber vor allem dem Ambient zugeneigt. Ein einziges Soloalbum, »Plux Quba«, legt davon Zeugnis ab. Ambient also. Damit kommen wir der Sache näher. Und verfehlen sie doch um Welten. Aus Samples und allerhand Instrumenten (am populärsten noch Marimba, Vibrafon und Flöte) und einigen elektronischen Elementen wie dem Theremin haben die beiden Musiker hier etwas völlig Eigenes geschaffen: Fourth World-Ambient überzogen von einer Karamellschicht. Bittersüße Musik, die sich bewegt wie eine leuchtende Qualle im Meer. Wenn man »Mr. Wollogallu« hört, kann man sich nicht vorstellen, wie ein Mensch bei Bewusstsein diese Musik komponiert haben soll. Eigentlich dürfte es so etwas nur im Traum geben. Eigentlich ist das Musik, die sich jeder Fixierung entzieht. Musik die einmal erscheint und dann wieder verschwindet. Merkwürdig und wunderbar, dass man sie auf einem Medium wieder und wieder abspielen kann.

Mr. Wollogallu