Review

Carlos Niño & Friends

Extra Presence

International Anthem • 2022

Carlos Niño ist ein Teamplayer seit immer. Auf seiner Visitenkarte stehen gut ein Dutzend Jobtitel, die alle mit Kunst und meistens mit Musik sowie vor allem natürlich Menschen zu tun haben. Seine Diskografie mit verschiedenen Gruppen und Duo-Projekten ließe sich dementsprechend als kleines Telefonbuch der coolen Leute ausdrucken. Seit geraumer Zeit holt er sich unter dem Namen Carlos Niño & Friends immer wieder genau solche ins Studio, um mit ihnen in verschiedenen Konstellationen sehr unterschiedliche Musik zu machen und das Ganze dann doch irgendwie in einen sinnvollen Flow zu bringen. Im ersten Pandemiesommer tat er das gemeinsam mit unter anderem Sam Gendel, Jamael Dean, Jamire Williams und Iasos in Form eines Albums mit dem topischen Titel »Actual Presence«, das im dritten Pandemiesommer in erweiterter Form als »Extra Presence« neu aufgelegt wird. Shabazz Palaces springen auf einen bisher nur als Instrumental erhältlichen Track, Gitarrist Nate Mercereau und Laraaji sowie Iasos beteiligen sich an neuen Stücken – sieben mehr sind es insgesamt, der längste davon mit fast 23 Minuten Spielzeit. Extra, indeed. Die musikalische Spannbreite reicht von esoterischem Free Jazz hin zu esoterischem Hip-Hop und esoterischer New-Age-Musik. Durchweg freudestrahlende, bisweilen verstrahlte Musik, der es immer wieder gelingt, alle Fettnäpfchen großräumig zu umschiffen. »Extra Presence« bietet nicht nur einen kaleidoskopischen Blick auf die ungenutzten Potenziale diverser Sounds und Stile, sondern auch ein bisschen Trost: Niño macht vor, dass die menschliche Zusammenarbeit immer produktiver sein wird als die solipsistische Brüterei.