»Feels Like Heaven«, schwärmte 1983 Fiction Factorys Kevin Patterson vom emotionalen Ausnahmezustand der Liebe – genauer gesagt: von ihrem bittersüßen Ende. Vierzig Jahre später knüpft Cate Le Bon mit Michelangelo Dying an diese Ambivalenz an, verabschiedet sich aber gleich im Albumtitel von einer idealisierten Vorstellung, wie einst die moderne Kunst von den verklärten Positionen der Renaissance. Fast schon vorwurfsvoll erklingt mit elfengleicher Stimme der Song »Heaven Is No Feeling« – der Himmel ist kein Gefühl, ihr verdammten Romantiker!
Hinter den für Le Bon typischen verspielten Melodien und enigmatischen Texten verbirgt sich die gesamte Bandbreite unangenehmer Emotionen, mit denen Liebe auch einhergeht. Kopf und Herz werden gleichermaßen herausgefordert, während man dem ätherischen Klang der Platte lauscht und Zeilen wie »You smoke our love like you’ve never known violence« zu interpretieren versucht. Mitunter genügt es aber auch, sich dem pompösen Drama einfach hinzugeben, das Le Bon mit Seidenhandschuhen inszeniert – erst recht, wenn John Cale kurz vor Ende seinen überraschenden wie berührenden Auftritt im Stück »Ride« hat und davon singt, es sei seine letzte Fahrt. Michelangelo Dying erfindet sich nicht neu, aber schließt einen narrativen Kreis. Am Ende begegnet Le Bon immer wieder der Liebe, dem Verlust – und, wie sie selbst sagt, sich selbst.

Michelangelo Dying Limited Bone White Vinyl Edition