Le Don des larmes ist eine intime Reise – so nahbar und flüsternd, dass man jede kleinste Emotion, jede Schwankung in den Noten mitspüren kann. Das neue Album von Léo La Nuit entstand während ihrer Schwangerschaft und zeichnet verträumt ein Bild von Neuanfang und Vergänglichkeit. Die große Erfahrung des Lebens-Entstehens liegt in der Musik wie ein leiser Unterton, der alles zusammenhält, ohne je bedeutungsschwer zu werden.
Man muss die französischen Texte nicht verstehen, um von der Stimmung ergriffen zu werden, denn Léo La Nuits Stimme entfaltet eine Gänsehautqualität, die unmittelbar wirkt. Mal wirkt Le Don des larmes wie ein Ausflug in eine ferne, nicht ganz weltliche Sphäre, dann wieder ist es zutiefst menschlich – verankert im Moment, im Körper, im Atmen. Dieses Elfenhafte, fast Überirdische, ist nie Flucht aus der Realität, sondern eine Art Verstärker: Es macht das ganz Menschliche noch spürbarer. Das Album gleitet zwischen sanften Liedformen, kammermusikalischer Intimität und Stimmen, die fast zu zerbrechen scheinen. Es ist ein Werk voller Verletzlichkeit, aber auch voller leiser Kraft – eine mitfühlende Begleitung durch Übergänge, Zweifel und Neubeginn.

Le Don Des Larmes