Review

Charlotte Isabelle

Monad XXIII

Stroboscopic Artefacts • 2016

Mysteriös: Charlotte Isabelle. Das ist keine Künstlerin, sondern zwei Produzenten französischer Herkunft, über die nichts weiter bekannt ist beziehungsweise gemacht wird. Zwei Tracks schwirren seit Anfang des Jahres im Netz herum, jetzt kommen mit dem ersten offiziellen Release als 23. Teil von Stroboscopic Artefacts‘ »Monad«-Reihe vier neue hinzu. Diese führen fort, was die ersten Lebenszeichen schematisch andeuteten. »Monad XXIII« arbeitet, wie so viele andere Beiträge zur selben Serie, an einem Update der in den neunziger Jahren etablierten Sähkö-Ästhetik. Digitaler Düster-Industrial trifft Techno-Sensibilitäten. Das klingt, als hätte jemand Throbbing Gristle durch Ableton gequetscht. Das Sounddesign Charlotte Isabelles ist dicht und bemüht dreckig bis duster, die Rhythmen gesetzt und vertrackt. »Monad XXIII« ist, auch das macht es zu einem gelungenen Beitrag zum bisherigen Portfolio, euphoriebefreit und verlegt sein Pathos lieber auf eine durchdringende Unterkühltheit. Schön funktioniert das insbesondere auf »Geridoo«, das mit verknisterter Auskleidung und verlorenen Snare Rolls hypnotische Effekte ansteuert. »Anaba« versucht sich an pulsierendem Techno inklusive Breakdown und Hands-Up-Momenten, das natürlich aber im dunkelsten Schwarz statt Knicklicht-Grün. Da hilft selbst die annährend trancige Melodie im Mittelteil wenig: Auf dem Dancefloor gezündet, wäre d»Anaba« der Auslöser für eine hartnäckige Gruppenpsychose. Noch mehr metallische Schwere lädt sich der zirkuläre Groove von »Desba« auf und stellt ein planloses Ambient-Intermezzo in die Mitte. Hätte ja funktionieren können. Abgeschlossen wird das digitale Release von »Antakarana«, einem ebenfalls auf ausdrucksstarke und bedeutungsschwangere Sounds setzenden Ambient-Track mit statischem Hintergrundpfeifen und heulenden Streichern. Atmosphärisch und, wie alles an dieser EP, ein bisschen mysteriös. Das will es zumindest sein.

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