Review

Coral Morphologic & Nick Leon

Projections Of A Coral City

Balmat • 2024

Korallensysteme sind schön, aber bedroht. Eine solche fragile Schönheit feiert das um den Produzenten Nick Léon erweiterte Duo Coral Morphologic auf dem gemeinsamen Minialbum »Projections of a Coral City« in schillernden Ambient-Variationen. Coral Morphologic bestehen aus dem Meeresbiologen Colin Foord und dem Musiker J.D. McKay und sind seit einigen Jahren in Miami mit verschiedenen Kunstprojekten aktiv. Nick Léon hat in der jüngeren Vergangenheit etwa mit »Xtasis« seinen bouncenden Beitrag zum Latin tribal Techno geleistet oder sich mit Kollegen wie DJ Python in Reggaeton-Verfeinerungen geübt. Zum Tanzen ist bei dieser »Korallenstadt« jedoch nichts, alles fließt, und das in sich stets wandelnder Gestalt. Statt himmlischer Streicherwolken bevorzugt das Trio gedämpfte Klänge, vermischt sie schon mal mit Unterwasserrauschen und lässt dabei die Musik ruhig von einem Titel zum nächsten fließen. So bietet ihre knapp halbstündige Platte formale Geschlossenheit, zugleich hat jede einzelne Nummer einen spezifischen Charakter, mit mal klareren, mal verwascheneren Klängen bei konstanter Strömung. Ganz zum Schluss kommen sogar noch Streicher hinzu, tiefe synthetische Celli wohlgemerkt, die sacht über den Meeresboden zu wischen scheinen. Passt.