Mit ihrem ersten Album Data Invasion (auch schon wieder vier Jahre her) brachten Data MC das Berliner Lebensgefühl ziemlich perfekt auf den Punkt. Elektronische Beats plus englische Raps von Ex-Walking Large Ono – das ganze Album klang nach einem Abend im Club inklusive Einnahme diverser Substanzen auf dem Klo und anschließendem hektischem Sex ebendort. Nun legen San Gabriel, Walera und Ono ihr zweites Album Daily Mirror vor, das glücklichweise wenig mit dem gleichnamigen britischen Schmierblättchen, dafür umso mehr mit musikalischer Öffnung und Weiterentwicklung zu tun hat. Schon die erste Single Fever tanzt aus der Reihe und klingt viel triebhafter und impulsiver als die Tracks der ersten Platte. Too Young To Die geht noch einen Schritt weiter und wildert unverfroren im Revier des guten, alten Disco-Sounds. Auch Einflüsse aus dem Reggae und dem Funkbereich kommen zum Tragen und spiegeln vermutlich die verschiedenen musikalischen Backgrounds der Band-Mitglieder wieder. Data MC sind vielfältiger geworden und haben sich neuen Einflüssen geöffnet, ohne dabei jedoch beliebig oder gar indifferent zu werden – der rote Faden ist nach wie vor, Halleluja, das Berliner Lebensgefühl, in elektrofizierten Beats komprimiert: Mal heiß und aufbrausend, dann wieder relaxt, fast gelangweilt und manchmal mit einem Schuss wohliger Melancholie. Ein ziemlich guter Soundtrack für den Sommer – nicht nur, aber v.a. in Berlin.

Daily Mirror