Mit 73 Jahren könnte man sich als Popmusiker ja so langsam aus dem öffentlichen Geschäft zurückziehen. Andererseits: Warum, wenn noch immer Melodien und Texte in einem drängen – und sich neue Kollaborationen anbieten? All das trifft auf Who Is the Sky? von David Byrne zu. Der einst talkigste Kopf der Talking Heads hat sich für sein jüngstes Soloalbum mit dem New Yorker Ghost Train Orchestra zusammengetan. Das 15-köpfige Ensemble sorgt für einen Big-Band-Sound mit Streichern und Bläsern. Für Byrnes Solokarriere ist das nicht völlig neu – doch hier klingt es auf erfrischend unpolierte Weise.
Auch Byrnes Stimme ist weiterhin prägnant: Das leicht distanziert-dünne Timbre, das nicht gernzuhaben schwerfällt, klingt schon in den ersten Takten von »Everybody Laughs« durch. Musikalisch ist Who Is the Sky? eingängig, aber nie beliebig. In Titeln wie »My Apartment Is My Friend« oder »Moisturizing Thing« zeigt Byrne seinen eigenwilligen Blick auf die Welt – mal poetisch, mal lakonisch, oft mit absurd-humorvoller Note. Der Stil greift auf frühere Erfahrungen zurück, ohne bloße Rückschau zu sein. Besonders der letzte Song, »The Truth«, erinnert mit Latin-Einflüssen an Byrnes Solodebüt Rei Momo von 1989 – und klingt dabei eher nach Update als nach Wiederholung.

Who Is The Sky? Black Vinyl Edition
