Der Titel seines zweiten Albums als Doldrums entlieh Airick Woodhead einer Essay-Sammlung von Henry Miller, der 1945 nach über zehn Jahren im Ausland in die USA zurückkehrte und sich schockiert zeigte angesichts der gesellschaftlichen Zustände, die geprägt von Technikhörigkeit, dem Bruch mit der Natur, Desinformation, Gier und Vorurteilen waren. Für Woodhead symbolisiert allerdings vielmehr das Altern zu einem abgestumpften Spießbürger Millers klimatisierten Albtraum. Normal und langweilig will Woodhead also nie werden und das macht er auch Sound-technisch klar. Denn obwohl die musikalischen Mittel und Werkzeuge die selben geblieben sind, hört sich das neue Album komplett anders an, da Woodhead diese einer gehörigen Rekalibrierung unterzieht. Statt subtile Unschärfen auszuloten, düstere Experimente anzustellen oder an verwegenen Trackstrukturen zu basteln, was »Lesser Evil« noch Vergleiche zu »Merryweather Post Papillion«, Black Dice und auch Crystal Castles einbrachte, gibt »The Air Conditioned Nightmare« gehörig auf die Zwölf. Mit einer gewissen Punk-Attitüde wildert er in allen möglichen elektronischen Genres, nimmt sich nur die plakativsten Elemente und schleudert das so Zusammengefügte reizüberfordernd dem Hörer in die Gehörgänge. Seine androgynen Vocals, die auf dem Debüt »Lesser Evil« noch öfter an Thom Yorke erinnerten, sind hier meist so verfremdet, dass Vergleiche zum Radiohead-Kopf nur noch bei »Funeral For Lightning« angebracht sind. Etwas ratlos lässt einen das Werk am Ende zwar zurück, aber das steigert die Faszination nur noch mehr.

The Airconditioned Nightmare