Review

Eloquent & Sonne Ra

Im In Hier

Sichtexot • 2021

Es geht wieder mal um »Drums, Samples und Swing.« Das Mainzer Label Sichtexot zieht zum Zehnjährigen am Ofen und bläst ein Album von Eloquent und Sonne Ra auf den Plattenteller. Im Kreis dreht sich auf »Im In Hier« aber nichts. Soul-Sounds ballern Speed in den Seventies, die Beats spechteln Richtung 90s, der Rap spukt mitten in die Jetztzeit. Alles kacke, alles kaputt, aber immerhin noch Kapa, um den Laden auseinanderzuflexen. »Utopie, Utopie, Menschen sind so nicht gemacht / wollen die Scheiße, die sie essen, portioniert und abgepackt«, heißt es auf »Fernes Land«. Tief gestapelt wird sowieso nur im Discounter – auf »Im In Hier« schrauben die Protagonisten das Billy von der Wand, um Platz für die Goldene zu machen. Aus Gründen der Prophylaxe, eh klar. Dass die Platte in die Charts kracht, ist so logisch wie die nächste Wurzelbehandlung. Darum geht’s aber gar nicht. »Ein Taugenichts, der nicht mal seinen Text schreibt, wird schnell auf ein Podest gestellt, die Welt diesen Dreck zeigt«, lädt man auf dem Titeltrack durch. Man kann Eloquent und Sonne Ra in einen Satz mit »woke« packen, ohne dafür zwei Anführungszeichen aus dem Hoodie zu schütteln. Der Hamburger Producer HTN hat die Platte produziert, Eloquent, der »verfickte Pitpull« (Tufu) und OFDM-Spezi Ra eskalieren das Teil mit zwei Messern zwischen den Zähnen. Die Attitude schreit Underground, der Mainstream fickt sich ins Knie. Das ist kein Geschäftsmodell, sondern pure Poesie.