Mit ihrer dramatisch-düsteren Mischung aus Pop und Gothic-Ästhetik ist Ethel Cain womöglich der ungewöhnlichste Popstar ihrer Generation. Auf Willoughby Tucker, I’ll Always Love You, dem zweiten Teil ihrer geplanten Trilogie, verarbeitet sie religiöse Motive, Gewaltfantasien und sexuelle Aufladung zu einem pathetischen Klangkino. Die Produktion wirkt sakral – als wäre das Album in einer hallenden Kathedrale entstanden.
Als Prequel zu Preacher’s Daughter konzipiert, soll die Handlung fünf Jahre zuvor einsetzen – ein erzählerisches Detail, das sich ohne Vorwissen kaum erschließen lässt. Zwischen epischen Balladen und eruptiven Höhepunkten reiht Cain zahlreiche Ambient-Interludes, die den Fluss des Albums eher hemmen. Allein die letzten beiden Songs summieren sich auf knapp 25 Minuten.
So überbordend die Inszenierung, so überschaubar sind oft die musikalischen Entwicklungen. Willoughby Tucker, I’ll Always Love You verlangt Geduld – für manche mag das atmosphärisch reich, für andere ermüdend sein. Die Vision ist groß, das Ergebnis aber streckenweise ausfransend.