Review

Felix Denk & Sven von Thülen

Der Klang der Familie: Berlin, Techno und die Wende

Suhrkamp • 2012

Wer dieses Buch zum ersten Mal aufschlägt, wird etwas irritiert sein. Es handelt sich nämlich nicht um einen klassischen Roman oder gar ein Sachbuch (Vergleiche mit Laurent Garniers »Elektroschock« bieten sich vom Thema her ja an). Statt der typischen Erzählform haben die Autoren Felix Denk und Sven von Thülen einfach verschiedene Antworten aus ihren Interviews hintereinander gesetzt. Ohne weiteren Kommentar, ohne Erklärung. Was zunächst wie ein großes Chaos aussieht und was mich befürchten ließ, dass ich sehr lange für dieses Buch brauchen würde, stellt sich tatsächlich jedoch als geglücktes Schreibprinzip heraus. Die verschiedenen Perspektiven von Szenegrößen wie Westbam, Paul van Dyk, Alec Empire und vielen anderen machen dieses Buch so lebendig, wie es mit einem klassischen Romanaufbau nicht möglich gewesen wäre. Die verschiedenen Originalaussagen ziehen den Leser direkt in diese Welt der 1990er Jahre hinein, als wäre man selbst dabei gewesen. Um einen noch tieferen Zugang zum Sound der 1990er Jahre zu ermöglichen, bieten die Autoren auf den letzten Seiten einige Charts, von relevanten DJs zusammengestellt, die sich je auf einen bestimmten Club beziehen. Was schon bei Laurent Garniers »Elektroschock« für mich zu dem Wichtigsten gezählt hat, nämlich die Möglichkeit, den Sound der erwähnten Clubs zu erleben, hat auch dieses Buch noch wichtiger für die Szene gemacht. Da erwischt man sich schon mal dabei, dass man den Abend lieber mit diesem Buch und den entsprechenden Playlists, als im lokalen Technoclub verbringt.