Die boombappende Beat-Fabrik Figub Brazlevič hätte es sich leicht machen können, wäre nach seinen zahlreichen Produktionen für unter anderem 3Pluss, Mortis, der Plusmacher oder seiner eigenen Crew Man Of Boom nichts vorhersehbarer als ein Producer-Album mit entsprechendem Big Names gewesen. Doch Figub Brazlevič fordert sich auf »Ersatzverkehr« einmal mehr selbst heraus und macht einfach: ein Remix-Album. Nun könnte man den Kosten-Nutzen-Faktor einer solchen Veranstaltung erörtern, um festzustellen, dass Erscheinungs- und Ablaufdatum von den in der Regel bereits bekannten, neu aufgelegten Stücken zu dicht beieinander liegen. Doch der bärtige Wahlberliner schafft es auf den 19 Recycling-Rutschen ganze 24 Acts unterschiedlichster Familienstämme kohärent und nachvollziehbar nebeneinander zu stellen – allein durch den weiterhin überragenden Rumpelkisten-Jazz-Sound seiner Beats. Sonne Ra und Plusmacher werden hier gleich mal unfreiwillig auf einem Track vereint, Dölls »Mehr Von Dir« bekommt einen »93 ’til Infinity«-Anstrich, Kamps »So Sorry« deutet schon mal an, wohin eine Berlin/Wien-Cooperative gehen könnte und Schwesta Ewas »Märchenrapper« kann mit Figubs Kontrabass-Kesseldrum-Symbiose in die nächste Saison gehen. Bemerkenswert ist, dass Figub komplett auf eingekaufte Feature-Freunde verzichtet und lieber Homies wie die Belgier von Moontroop, den Brooklynite Dillon Cooper oder eben den Regensburger Shawn The Savage Kid in den Midi-Controller lädt. »Ersatzverkehr« ist damit ein bisschen wie eine Sneaker-Shoppingtour: Natürlich kauft man keinen Schuh mit zwei Streifen, wenn auch Adidas zur Auswahl steht. Aber manchmal kommen die Nachbildungen eben in lässigeren Farbkombinationen heraus.
Ersatzverkehr