Ambient soll die Dinge nicht beschleunigen, sondern zum Schweben bringen. Stillstand ist deshalb im Genre kein Makel, sondern ein implizites Ideal: Anstatt in die Zukunft zu streben, ist der Dialog mit der Vergangenheit oder ein Kopfnicken Richtung musikalischer Gegenwart völlig ausreichend. Die Musik von Florian TM Zeisig bewegt sich konstant zwischen neongreller Nostalgie und esoterischem Präsentismus. Auf seinem STROOM-Debüt Planet Inc aus dem Jahr 2024 tauchte er in verschwommenen Erinnerungen an die legendäre BR-Late-Night-Fernsehsendung »Space Night« ab, sein zweites Album für das Nosedrip-Label hingegen verschreibt sich einer von Spiritual Jazz inspirierten Lesart von Ambient – obwohl das Begleitschreiben, das obendrein ein offenkundig von Zeisig verfasstes Gedicht beinhaltet, natürlich unterstreicht, dass A New Life weder ein Album ist noch als zu einem bestimmten Genre gehört
Solcherlei Ziererei erweist diesem Album – es ist ja doch eins – einen schlechten Dienst und ist eigentlich auch wieder typisch für das Genre, dem es zweifellos zuzuordnen ist und dessen verschiedene Traditionen und Strömungen es aufgreift. Zeisig arbeitet bisweilen mit gängigen New-Age-Motiven wie Wellenrauschen und anderen Field Recordings und integriert darin immer wieder weitgehend improvisierte Harfen- und Saxofonbeiträgen von Róisín und Cathal Berkeley sowie Celloaufnahmen von Lia Mazzarri, was mehr als oft an die Musik des Leaving-Kaders denken lässt. Das alles soll keineswegs bedeuten, dass die von Zeisig mit einem erstaunlichen Gespür für Dynamik und Spannungsaufbau konstruierten Klanglandschaften je klischiert wirken, sp Patchouli-parfümiert und kitschorientiert sie auch immer sind.
Als guter Ambient-Künstler beschäftigt sich Zeisig allerdings nicht allzu sehr mit der Zukunft und konzentriert sich stattdessen darauf, die Gegenwart zum Schweben zu bringen, indem er seiner Musik ein Gefühl von vergänglicher Präsenz verleiht: Atmosphäre, Gefühl, Stimmung.

A New Life

