Review

Freddie Gibbs & Madlib

Piñata

Madlib Invazion • 2014

Ehrlicherweise bekommt man doch schon feuchte Hände, wenn der Name Madlib in Verbindung mit einem halbwegs talentierten Rapper fällt. Zu übergroß strahlt das Überwerk »Madvillainy«, das der Producer vor zehn Jahren zusammen mit MF Doom der Welt in den Rachen warf. Und seitdem die erste EP von Madlib mit Freddie Gibbs veröffentlicht war, keimte die Hoffnung mehr und mehr, dass der gemeinsame Langspieler dieser beiden Herren in einer ähnlichen Liga spielen könnte. Nun ist er da, »Piñata« sein Name, ein Blaxploitationmeisterstück in siebzehn Tracks. Es trifft zusammen, was zusammengehört. Denn Freddie Gibbs‘ Flow liegt so perfekt auf den Beats von Madlib, dass klar wird, warum das so lange gedauert hat, denn hier steckt viel Perfektion drin. »Broken« umgarnt ein altes Soul-Sample, während Gibbs davor Geschichten von der Straße aus seinem Leben erzählt. Keine Glorifizierung, keine Ausschmückungen, Drogenhandel, so hässlich wie das eben abläuft. »Granny found my dope, I told her I would stop for selling it, nigga please, she knew I was lying before I even spoke it. Empty promises left them all broken.« Allerdings vermeidet es Gibbs ebenfalls, irgendeinen Zeigefinger zu heben. Er lässt den Hörer eigenen Schlüsse aus seinem Realismus ziehen, aus diesem GangstaRap, der vom Boden der Tatsachen kommt. Und das passiert alles bei Gibbs so wahnsinnig aus einem Wurf heraus, der Typ rappt ohne Makel auf jedem einzelnen Stück. Madlib hat dafür die vielleicht spannendsten und besten Instrumentals seit langer Zeit aus seiner Kiste gelassen und schafft es schon wie bei MF Doom und Guilty Simpson, eine vollkommen eigene Atmosphäre auf diesem Album zu kreieren. Keine Überzeichnung, sondern jeder Beat astrein geerdet, aber in manchen Momenten wie »High« ein wenig losgelöster als in den schweren Tracks. In »Deeper« hat es die Geigen dermaßen zerlegt, dass der Rhythmus allein das ganze Stück überhaupt zusammenhält. Aber nichts zerfasert hier. Nur ein Producer und ein Rapper. Dazu ein paar Features wie Danny Brown und Raekwon, die mal einen Fingerabdruck hinterlassen dürfen in der Akte von Freddie Gibbs. Hier laufen alle Spuren zum Leben von Gibbs, doch nicht zu einem Image, sondern tatsächlich zu seinem Leben. Hoffnungen erfüllt. Vom ersten bis zum letzten Ton.