Review

Freestyle Fellowship

Innercity Griots

Be With • 2022

Freestyle Fellowship haben die Hip-Hop-Szene weit über Los Angeles hinaus geprägt. Rapper aus Westberlin können das bestätigen. Trotzdem gilt das Quartett als vergessenes Juwel. Als Freestyle Fellowships zweites Album »Innercity Griots« am 28. April 1993 erscheint, hat Dr. Dres »The Chronic« erst fünf Monate auf dem Buckel. Ice Cubes »AmeriKKKa’s Most Wanted« läuft noch auf Dauerrotation, Snoop Doggs »Doggystyle« steht schon in den Startlöchern. Westcoast-Rap wird von den Erben NWAs dominiert. Myka 9, Aceyalone, P.E.A.C.E. und Self Jupiter, die Freestyle Fellowship bilden, scheinen in dieses Harte-Jungs-Klima nur bedingt hineinzupassen. »We will not tolerate beating, lynching, burning, raping / Pillaging, drugging, mass-murdering of blacks / We are not your O-R-D-I-N-A-R-Y R-A-P-P-E-R«, heißt es in »Tolerate«. Ein Jahr nach den LA Riots veröffentlichen sie mit »Innercity Griots« ein Album, das nichts mit G-Funk und Boom bap New Yorker Schule zu tun hat. Instrumentals wie das von »Everything’s Everything« klingen organisch. Samples bilden kein Ein-Takt-Korsett, sondern weichen bei Bedarf eingespielten Bläsern und Pianos. Dazu preisen die Rapper fast ohne Schimpfwörter ihr Können an. »We are the Freestyle Fellowship« wiederholen sie gemeinsam mantraartig in einem Break. Die Flows fliegen über die jazzigen Beats. Das Quartett ändert die Tonlagen seiner Stimmen, variiert die Intensität, dreht an der Geschwindigkeit, spielt mit den Betonungen. Wenn der Sprechgesang nicht mehr reicht, singen die vier Rapper wie in »Inner City Boundaries« wunderbar eingängige Kehrverse. »Innercity Griots« ist das Erscheinungsjahr deutlich anzuhören, beeindruckend klingen die Raps und Beats aber immer noch.