Review

Furtherset

The Infinite Hour

-ous • 2023

Musik kann Dinge verschwinden lassen. Zum Beispiel den ungebremsten Glauben an die beste aller möglichen Welten. (Meist in der Pubertät.) Oder die Unschuld. (Ebenfalls meist in der Pubertät.) Und falls nun jemand dachte, dass mit William Basinskis »Disintegration Loops« alles zum Thema Verlust und Musik aufgenommen wäre – nichts da. Ein bisschen Verlust ist eben immer. Und so auch auf dem neusten Album »The Infinite Hour« des italienischen Musikers Furtherset. Auf sechs Tracks lotet er sein Verhältnis zu dem Thema mit Klang neu aus. Er fühle den Verlust, aber in der Musik liege auch eine Möglichkeit, ihn zu überwinden, wie Furtherset vorab sagte. »Es ist eine Elegie.« Eigenwahrnehmung also auch flöten gegangen, denn »The Infinite Hour« hat keine Grabestiefen, vielmehr ziehen sich verschiedene Sounds an, stoßen sich wieder ab. Alles zwischen Drone, Experimental und Ambient. Manchmal auf einer sehr sachlichen Ebene, manchmal weit mitreißender. Der Verlust, ein Raum, der sich ausdehnt. Unendliche Stunden, kreisförmige Melodien. Ist es das, woran wir uns halten können? Wäre ja zumindest eine Gewissheit, aber auch schon ganz schön groß gefasst für dieses Album. Die Ewigkeit als das Nichts und das Nichts als Ewigkeit? Antworten bieten diese sechs Stücke nicht. Nur das Gefühl, dass da etwas sein könnte. Oder auch nicht. Am Ende dreht sich ja sowieso alles um sich selbst. Ein verstörendes wie wundervolles Album.